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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/126

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Schusters Töchterlein.

Hab einen Meister Schuster,
Der macht mir Stiefel gar zu eng,
Sie gehn nit an die Füsse,
Und wenn der Spann zerspräng’!

5
Ich sage: »Lieber Meister,

Zu enge muss der Stiefel sein,« –
Er lacht und ruft nur: »Emma,
Tritt ein, mein Töchterlein!«

»– Ei, guten Tag, Herr Doktor,«

10
Sagt sie und schaut mich bittend an;

– O Emma, Emmma, Emmmmma!!
Wupp! ist der rechte dran!

Drauf winkt er Tochter Anna, –
»Gäbt Ihr Euch Müh’, Herr Doktor, – ging’s!«

15
– O Anna, liebe Anna[WS 1]!!

Schwupp! sitzt der linke links.

Ich zahle zween Kronen
Und hüpf in wildem Schmerz nach Haus,
Mir will das Herz schier brechen,

20
Zieh ich die Stiefel aus.
Carl Einsam.





Das Schuhdrücken.

Froh sitzen wie die Götter wir,
Bei Vollgenuss und Reben.
Wer uns so sieht, der dächte: hier
Möcht’ ich wohl ewig leben!

5
Doch unter’n Tisch, mein Freund, geblickt,

Ob hie und da ein Schuh nicht drückt.

Die Füsse geh’ von A bis Z
Die Reih’ hinauf, hinunter,
Ich setze meinen Kopf zur Wett’,

10
Nicht zweie sind darunter,

Wo, sei es noch so sehr geglückt,
Der eine Schuh nicht etwas drückt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Annna
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/126&oldid=- (Version vom 6.5.2018)