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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/171

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Sie fleht ihn um Vergebung an
Und sagt in schüchternem Erröten:
»Ich hab’ es wirklich nur gethan,
Weil er mich gar so sehr gebeten«



     Die Aufrichtige.

25
Verabschiedet hat sie die Gäste,

Zu Ende ist glücklich ihr Jour,
Und übrig bleibt von dem Feste
Ein einziger Leutnant nur.

Es glühen erregt seine Wangen.

30
Er lässt sich vor ihr aufs[WS 1] Knie,

Er will sie in Liebe umfangen,
Doch sie – sie schellt um Marie.

Marie ist eilig zur Stelle;
Sie nimmt sie bei Seite und spricht:

35
»Wenn später ich wiederum schelle,

Dann kommen sie freundlichst – nicht!«



     Die Unberechenbare.

Sie sah in ihren jungen Tagen
Zwei Werber für den Ehestand;
Sie hat den Reichen ausgeschlagen

40
Und gab dem Armen ihre Hand.


Sie hielt den heil’gen Schwur der Treue
Im ersten Jahre fest im Sinn,
Im zweiten – ebenso, aufs neue,
Im dritten – auch und weiterhin.

45
Sie blieb – ich bin kein Uebertreiber –

Sich gleich, bis sie gestorben war; –
Man sieht nur, das Geschlecht der Weiber
Ist eben unberechenbar.



     Die Abergläubische.

Sie litt an starkem Aberglauben;

50
Man mühte sich, ihn ihr zu rauben,

Und mehr als eine riet der Schönen,
Sie möge sich ihn abgewöhnen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: anfs
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/171&oldid=- (Version vom 24.12.2022)