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Verschiedene: Die zehnte Muse


Wie viel bill’ger ist das Dichten!
Jede Konkurrenz vernichten
Wird es auf der Erde hier.
50 Pfg. Barauslagen

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In 360 Tagen

Reichen aus für Schreib-Papier!
Wer, bei den Penaten weilend,
Selbstgeleimte Verse feilend,
Seinen Durst nach Schönheit stillt,

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Der verwichst kein Geld in Bieren,

Braucht im Skat nichts zu verlieren,
Seine Kasse wächst und schwillt.
Kein frivoler Kater-Einfall
Schädigt ihn durch einen Reinfall,

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Bringt um das Ersparte ihn.

Wenn die Andern klagen, weinen,
Sieht man ihn mit Kassenscheinen
Schwer bepackt zur Sparbank zieh’n.


Heinr. Schäffer.







Auf einen verhungerten Dichter.

So war es dir bescheret,
Du lebtest kummervoll,
Du hast dich aufgezehret,
Recht wie ein Dichter soll.

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Das gab die Piëride

An deiner Wiege kund,
Sie weihte dir zum Liede,
Zu andrem nicht, den Mund.

Die Mutter starb dir frühe;

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Man sah an dem Verlust,

Dass dir kein Heil erblühe
Von einer ird’schen Brust.

Die Welt mit ihren Schätzen,
Mit allem Ueberfluss

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Soll nur dein Auge letzen;

Für andre der Genuss!

Der Frühling war dein Leben,
Die Blüte war dein Traum;
Ein andrer presst die Reben,

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Ein andrer leert den Baum.
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Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/194&oldid=- (Version vom 31.7.2018)