Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Auf Vaters Geheiss kam nun hastig gesprungen
Ein Rudel, tiefbräunlich und feist;
Und Antworten tölpisch und dreist.
Frau Pfarrer, die Arme gekreuzt, ganz behäbig,
Sie rühmte in Tönen so weich
Der Tochter Talente, im Lobe freigebig,
Die mustert indes der Komtess Toilette,
Die Spitzen und Schleifen am Kleid,
Erwägend, wie gern sie die Herrlichkeit hätte,
Den Freundinnen allen zum Neid.
– Geschenk des Hochsel’gen! – Im Ton
Der Parentation hielt der Pfarrer dem Manne,
Dem trefflichen, einen Sermon.
Er pries ihn als Heros, wie Gott ihn nur schicke
Vergass auch nicht, dass er die Rede brav spicke
Mit Stellen der heiligen Schrift.
Nachseufzte geziemend die Gräfin dem Toten,
Zog schnell aus der Tasche ihr Tuch,
Und fort ging der hohe Besuch.
Geleit gab der Pfarrer der Herrschaft als Ritter,
Frau Pfarrer und Tochter jedoch,
Sie knixten am Thor, und sie knixten am Gitter
Internationale Rauferei.
(1856)
Ich sah einen Rudel Gassenbuben,
Wie kaum entschlüpft aus des Lehrers Stuben,
Die warfen sich mit Ballen von Schnee
Und lachten, that’s Einem im Fallen weh.
Und streckten die Zunge aus dem Maul.
»Ei«, dacht’ ich in meinem Sinne, »ei,
Und so was duldet die Polizei?«
Da gewahrt’ ich Gold in ihren Haaren
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/216&oldid=- (Version vom 31.7.2018)