Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/238

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse

Fragen.

Hat sich je das grosse Ganze
Meines Schicksals angenommen?
Ist mir aus des Lebens Tanze
Je ein Freudenstrahl erglommen?

5
Hat die Menschheit hold und sinnig

Mich in ihren Kranz gewunden?
Gab’s ein Herz, das warm und innig
Meine Seele durchempfunden?

Wenn ich strebte, wenn ich wagte,

10
Mochte mich die Welt belohnen?

Wenn ich trauerte, verzagte,
Mich ermuntern oder schonen?

Starrten, die mir That empfohlen,
Nicht zur That hinauf wie Laffen?

15
Die mich schmähten unverholen,

Haben sie gewirkt, geschaffen?

Wenn ich zu verschmachten meinte,
Lud ein Prasser mich zu Tische?
Wenn ich vor Altären weinte,

20
Sprung ein Engel aus der Nische?


Wenn ich d’rum entfremdet wandle
Zwischen Schatten, unter Trümmern,
Und dem Teufel mich verhandle
Hat sich jemand d’rum zu kümmern?


Fercher von Steinwand.




Gassenjungenlieder.

 1.
Pst! Hör’ mal, Mädel! – Was rennst denn so?
Hast du’s so eilig? – Ich bin ja froh,
Endlich ein Weibsbild zu kapern!
Frohsinn hab’ ich und junges Blut,

5
Kräftige Muskeln und stürmenden Mut –

An einem freilich wird’s hapern:

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/238&oldid=- (Version vom 31.7.2018)