Zum Inhalt springen

Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/239

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse

     Ich hab’ keinen Groschen im Portemonnnaie –
Da siehst? es ist leer – Ach herjehmineh!
Bin ich ein struppiger Bengel! –

10
Ei was – du lächelst? Du giebst mir ’nen Schmatz? –

Da, nimm meinen Arm, mein teuerster Schatz!
Trotz Schminke bist du ein Engel!


 2.
     Ja, ja, ihr habt Recht; mir fehlt die Moral.
Ich treib’ mich umher auf den Strassen,
Rede mit Dirnen – o welcher Skandal!
Und lumpe über die Massen!

5
     Und doch – versprach ich niemals den Ring,

Um schneller zum Ziele zu kommen;
Nie schlau ich der Freunde Gattinnen fing,
Wie ihr, ihr – Braven und Frommen!

     Ich habe kein Weib, dem die Ehe ich brach,

10
Ich betrüg’ nicht die eigenen Kinder –

Ich bin ja ein Lump – doch gemach! gemach!
Vor euch bin ich wahrlich kein Sünder!


 3.
     Hinter den Gärten auf düsterem Weg
Wollen wir schleichen;
Kann uns doch dort durch die Dunkelheit
Kein Blick erreichen!

5
Komm, Liebchen!


     Küssen und scherzen können wir da
In Seelenruh;
Bäume und Sträucher, Sterne und Mond
Gucken nur zu!

10
Komm, Liebchen!


     Musst ja erst morgens zu hause sein –
Wir haben ja Zeit! –
Keine, die bei mir in dunkler Nacht,
Hat’s je bereut!

15
Komm, Liebchen!
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/239&oldid=- (Version vom 31.7.2018)