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Verschiedene: Die zehnte Muse

Und neben mir Frau Schulze spricht:
„Ersäufen, nee, det tu’ ick mir nicht,
Ick verjifte mir lieber stille zu Haus,

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Da seh’ ick nich nachher so eklig aus.“


Nun wird die Leiche beiseite geschafft.
Es fallen im Pöbel, der teilnamlos gafft,
Viel Witzworte, grausam-gemeine.
Ein Bursche, des seltenen Schauspiels froh,

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Ein Schusterjunge, pfeift frech und roh:

„Fischerin, du kleine …!“


Friedrich Braumann.




Strassenszene.

In grellem Taglärm, und in enger Strasse,
Wie aus Morästen ekler Schuld entstiegen,
Sah ich ein trunknes Weib, dem Volk zum Spasse,
An einer schmutz’gen Mauer sinnlos liegen.

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Ein zitternd Kind dabei; – die Stirn, die blasse,

Wollt’ sich beschützend an die Mutter schmiegen.
Es jauchzte rings das Volk; – ich sah die Gasse
Den Heil’genschein der Liebe überfliegen …


Alberta v. Puttkamer.




Gesegnete Mahlzeit.

Der Teufel sass auf einem Stein
Und nahm sein zweites Frühstück ein.
Zum Anfang langt’ er tapfer zu
Bei einem Jesuitenragout,

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Ass dann Pasteten, die geschickt

Mit unnützen Gigerln ausgeschmückt.
Als Braten speist’ er hinterher
Einen nichtsthuenden Millionär,
Der lag in einem Börsensalat,

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War einst geheimer Kommerzienrat.

Pfuschmediziner als Konfekt,
Aufsichtsräte, wie das schmeckt!

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Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/276&oldid=- (Version vom 31.7.2018)