Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Mit aller Scheu ist aufgeräumt!
Wie sie sich fassen und schwenken!
Der Becher des Lebens überschäumt!
Frisch! Ehe die Stunde vorüberschleicht,
Und ausgewirbelt der Reigen! – – – –
Nur der Eine, der die Geige streicht,
Sitzt immer in eisigem Schweigen.
Sorgen geschrieben stehen;
Es ist, als säh er die Menschen nicht,
Die nach seinem Takte sich drehen;
Er schürt mit seiner Kunst die Glut
Er reizt und lockt zu heller Wut
Begierden, die heimlich schliefen;
Die Dirne schreit, der Bursche erbleicht!
Messer und Augen blitzen! – – –
Bleibt immer im Winkel sitzen.
So sitzt er nun seit langem schon
Im öden Bann der Pflichten.
Und er ist doch die Hauptperson,
Er ist nicht eben ein übler Mann;
Viel schmachtende Blicke fliegen!
Ihn aber sieht keine der Dirnen an,
Die nach seinen Tönen sich wiegen!
Manche Wange wird weich gestreichelt. – – –
Nur dem Einen, der die Geige streicht,
Hat noch keine der Dirnen geschmeichelt.
Nur zuweilen, wenn man rasten muss,
Da lässt man von dem Ueberfluss
Auch ihn sein Teilchen geniessen!
Mit Grossmannsmienen reicht man wohl
Ein Glas, sein Spiel zu lohnen.
Heut auch mal Freude wohnen!!
Da merken wohl die Dirnen leicht
Bei seinem linkischen Neigen,
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/280&oldid=- (Version vom 31.7.2018)