Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Der Witwer.
Einst lebt’ in seinem Dörfchen, arm,
Doch frisch und flink und sonder Harm,
Hans, Namens Ohnesorgen.
Kaum hatt’ er von der Hand ins Maul;
Zum Abende vom Morgen.
Drum fand er ohne viel Gebet,
Was in der vierten Bitte steht.
Nicht lange blieb das Bett ihm leer;
Nun ging’s durch zwei Paar Hände!
Er hatte eignen Herd, dazu
Bald eine schöne bunte Kuh;
Sein Glück schien sonder Ende:
Durch manches Kalb, durch manches Kind.
Doch kurz nur stund sein Wohlfahrtsbau.
Es starb die flinke junge Frau
Im dritten Wochenbette.
Er fand die schöne bunte Kuh
Erstickt im eignen Fette.
Das war dem Armen doch zu viel!
Er wusste seines Grams kein Ziel.
Mit Gott und Welt und sich im Zank,
Und greinte bittre Zähren,
Je zwei um zwei: für Seelenruh’
Der flinken Frau, der bunten Kuh. –
Mit Trost und Rat der Traurigkeit.
Umsonst! Sie blieb so lang wie breit.
Jetzt sprach der Schulze Martin: »Freund,
Nur nicht versagt, nur nicht gegreint!
Ich wüsst’ ein hübsches Rundgesicht.
Ei sieh! Dort geht sie, irr’ ich nicht,
Im roten Sonntagsmieder.
Du kennst doch Muhme Greten? Sprich!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/331&oldid=- (Version vom 31.7.2018)