Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Er sprach poetisch vom wehenden Rauch
Sie hatte ’ne Tante, die »dichtete auch«
Und wohnte in Sangerhausen.
Und als die Sonne im Westen verschwamm,
Da pries er’s in köstlichen Worten –
Der beinahe Maler geworden.
Und als er vom Fahren ins Weite sprach,
Wie nickte am Hütchen die Feder!
Sie hatte ’nen Onkel in Offenbach,
Die Sterne sandten vom Himmelszelt
Verwirrendes Schelmengefunkel –
Sie hatte die Heizung abgestellt,
Er schraubte die Lampe auf »dunkel«.
Und sie hörten die Herzen schlagen –
Der Schaffner qualmte geschenkte »Import«
Im Dienst-Abteil mit Behagen.
Sie dachten so viel, und sie sprachen’s nicht aus,
Vorüberfliegend am Wächterhaus –
Die Linke ruht’ in der Linken.
Die Rechte hielten sie beide steif
Und den Handschuh darauf zur Verzierung –
Trug peinliche Innen-Gravierung …
Im Dialekt.
Es ist um Sonnwendzeit; auf allen Wiesen
Steht noch der erste hohe Blumenflor;
Die Glocken lugen aus dem Gras hervor,
Die Heckenrosen überm Wege spriessen,
Zur Alm in blaue, stumme Einsamkeit.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/334&oldid=- (Version vom 31.7.2018)