Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/349

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse

Was soll ich meiner Tante schenken?

Ich sitze da in tiefem Denken
Und sinne her und sinne hin –
»Was soll ich meiner Tante schenken?«
Das geht mir immer durch den Sinn.

5
Was wünscht sie sich? Wär’ ihr am Ende

Erwünscht ein grüner Papagei?
Ein Makartbild als Zier der Wände?
Ein Gummibaum? Ein Straussenei?

Wär’ ihr gedient mit einer Brille?

10
Mit einem Kopf des wilden Schweins?

Wünscht sie vielleicht sich in der Stille
Ein Oxhoft alten Brannteweins?

Soll ich Schlittschuhe für sie wählen? –
Die Tante ist noch ziemlich flink! –

15
Wie? oder ist mehr zu empfehlen

Was Plastisches, gemacht aus Zink?

Würd’ ein Aquarium ihr gefallen?
Würd’ sie ein Deckelglas erfreu’n?
Ach, unter diesen Dingen allen

20
Scheint keins das richt’ge mir zu sein.


Ich sitze da in tiefem Denken
Und schaue sinnend in das Glas –
Ei was! Ich will ihr gar nichts schenken!
Vielleicht schenkt mir die Tante was.


Johannes Trojan.




Der Spukgeist.

Der alte Raubgraf war ein Schuft,
Er stak so tief in Sünden,
Dass er in seiner Väter Gruft
Nicht Ruhe konnte finden.

5
Er spukt umher im ganzen Schloss

Des Nachts in allen Ecken,
Die Herrschaft und der Dienertross
Vergingen schier vor Schrecken.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/349&oldid=- (Version vom 31.7.2018)