Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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„Es waren zwei Königskinder …“
Dem Röslein gleich im Blumentöpfchen,
So sitzt die Jungfrau festgebannt.
Sie seufzet bang – das blasse Köpfchen
Neigt sich, gestützt von schmaler Hand.
Ihr scharfgeschnittenes Profil,
Denn wagend naht der Jüngling wieder,
Den nie sein Wagen führt zum Ziel.
Und mit dem Blicke seiner Augen,
Will sich ihr Blick zusammensaugen,
Der, was sie fühlt, zu sagen wagt.
Ach, würde doch der Tag erscheinen,
Da ich mit Dir enteilen dürft’!
In flüchtigem Verweilen schlürft.
Jedoch in seines Auges Blitzen
Die Worte klar zu lesen sind:
Ach könnt’ ich doch geruhig sitzen
So wiederholt sich oftmals täglich
Des Glückes kurzer Flammenschein;
Die beiden lieben sich unsäglich
Und können nie beisammen sein!
Wirft dieses Lied ein scharfes Licht:
Die Jungfrau will nicht sitzen bleiben –
Der Jüngling will’s – und darf es nicht!
Wie Ahasver der Wanderjude,
0 Jungfrau in der Tabaksbude,
0 armer Tramwaykondukteur!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/354&oldid=- (Version vom 31.7.2018)