Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Sie trennten sich an der Ecke
Mit Händedrücken, recht zart.
Das Café – wohnte vier Treppen,
Madame Adèle.
Je suis Adèle, la reine blonde –
On me connait, messieurs, parbleu!
Je suis la reine, la reine, la reine du Demimonde.
Adèle est là – faites votre jeu!
Ich sing’ auch deutsch, wenn’s d’ es verlangst,
Denn mein Franzö’sch g’langt nur – oh jeh!
Zum Hausgebrauch fürs Variété!
Ein Franzos’ ist nur mein Schneider –
Und drunter, das ist auch kein Quark:
C’est un jupon pour achtzig Mark,
Die seid’nen Strümpf’ kriegst schon für acht –
Trulala, Trulala –
Nicht immer wühlt’ ich so in Spitzen,
Einst trug ich Barchent und Flanell –
Ich musste tipp-tipp-tipp an der Maschine sitzen,
Und auch die Feder führt’ ich schnell,
Und ein Korsett verbot Mama,
Doch unverfälscht und g’sund dazu,
Wie warme Milch, frisch von der Kuh!
Abends kriegt’ ich Käs’ und Rettich,
Jetzt jede Nacht im Separé
Mit feschen Herren ein Souper!
Da schleck’ ich, bis das Mieder kracht – –
Trulala, Trulala –
Ich zählte eben siebzehn Jahre,
Da nahte schon sich mein Geschick:
Ein Herr vergaffte sich in meine blonden Haare
Und in den veilchenblauen Blick.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)