Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Und dass sie niemand erschrecket,
Der liebe Gott hat sie hier
Ganz mit Mondschein bedecket,
Vergeblich!
Ich habe gewartet von Tag zu Tag,
Ob nicht ein Zeichen mir werden mag;
Ich habe gewartet, gläubig und fromm,
Und habe gebetet: O komm, o komm!
Vergeblich erklang meiner Sehnsucht Schrei ...
– – – – – – – – – – –
Das alte Leben von neuem beginnt,
Der Strom meiner Liebe – im Schmutze verrinnt.
Das macht die Liebe.
(Im Volkstone)
Ein Vöglein fliegt von Ast zu Ast,
Es hat nicht Ruh’ und hat nicht Rast,
Singt immerfort: »Tiu! Tiu!
Wer macht mir denn mein Schnäblein zu –
Es rauscht der Wald, es rinnt der Fall,
Vom Berge kommt ein Wiederhall,
Und fernher tönt’s: »Kiwie! Kiwie!
Ich suche lang schon eine Sie –
»Tiu!« lockt Sie, »Kiwie!« ruft Er
Und fliegt im weiten Bogen her!
Sie – duckt sich still, Er – rückt hinzu,
Nun ist im Wald wohl süsse Ruh’ –
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/64&oldid=- (Version vom 31.7.2018)