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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/156

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XII. Jahrgang          1903          Nr. 1.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Nummern im Umfange von 1½ bis 3½ Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang 3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.


Zur Geschichte des Kurländischen Palais.
Vortrag von Geh. Rath Prof. Dr. A. Fiedler.

Der Grund und Boden, auf welchem das Kurländische Palais am Zeughausplatze steht, lag bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts vor der Stadtmauer. Der Wallgraben verlief bekanntlich zu jener Zeit von der Elbe durch die Augustusstraße über den Neumarkt, Moritz-, Gewandhausstraße, die Promenaden entlang, durch die Marienstraße, am Zwinger vorbei, wieder zur Elbe. Erst Kurfürst Moritz und sein Bruder August erweiterten die Festungsanlagen, und nunmehr verlief die Festungsmauer längs der Terrasse nach dem früheren Standorte des Moritzmonuments. Von jetzt an lag somit der Zeughausplatz innerhalb der Stadtmauer. Der Theil des Walles und Glacis, der hinter dem jetzigen Kurländischen Palais gelegen war, bis zum Moritzmonument hieß seit 1552 der Hasenberg, erst August der Starke verlieh ihm den Namen Bastion Mars.

In der Zeit von 1570 bis 1580 wurde an der Stelle, wo jetzt das genannte Palais steht, ein stattliches Gebäude errichtet, das alte Gouvernementshaus: ein Regierungsgebäude, welches verschiedenen militärischen Zwecken diente. Nach dem von Andreas Vogel im Jahre 1623 gemalten Bilde[1], welches Dresden aus der Vogelperspektive darstellt, bestand das Gouvernementshaus aus einem einstöckigen Gebäude mit zwei Giebeln und einem Treppenthurm. 1705 wurde ein Lustgarten dazu angelegt, wozu man zwei Bürgerhäuser ankaufte, und 1722 das Gebäude nach dem Walle zu erweitert, nachdem am 25. September 1718 die Stadtkommandantur dahin verlegt worden war, die sich bisher am Neumarkt in dem jetzt Elimeyerschen Hause befunden hatte.

Der erste Stadtkommandant und Bewohner des Hauses am Zeughausplatze war der Graf August Christoph von Wackerbarth, königl. poln. und kurfürstl. sächs. Generalfeldmarschall, Geh. Kabinets- und Staatsminister, Wirkl. Geh. Rath, Gouverneur der Residenzstadt Dresden, Oberkommandant der Festungen Königstein, Sonnenstein und Stolpen, Chef der Artillerie, Generalkommandant der Ritterakademie etc.[2].

Im Jahre 1707 vermählte sich Wackerbarth mit der Marquise Catharina von Salmour geborenen Balbianie[3]. Er war ein unternehmender Mann, führte


  1. Gegenwärtig im Historischen Museum zu Dresden.
  2. Wackerbarth war geboren am 12 März 1662 zu Kogel bei Ratzeburg und starb am 14. August 1737 in Dresden.[WS 1] Er trat zuerst als Page in die Dienste der Kurfürstin von der Pfalz-Simmern, am Heidelberger Hofe, der Tochter des Königs Friedrich III. von Dänemark. Nach dem Tode ihres Gemahls (1685) ging die Kurfürstin zu ihrer Schwester, der Gemahlin des Kurfürsten Johann Georg III., und so kam Wackerbarth an den sächsischen Hof. Kurfürst Johann Georg IV. schickte ihn auf Reisen nach Ungarn und Italien. Unter August II. kämpfte er gegen die Türken (1695); 1697 und 1710 war er Gesandter in Wien; 1715 nahm er Stralsund u. s. w.
  3. Wackerbarths Gattin war zuerst vermählt mit dem Dragoneroffizier Marquis von Salmour. Dieser starb zu Linz und nun vermählte sich die Wittwe mit dem Markgrafen Carl von Brandenburg, dem Sohne des Großen Kurfürsten. Der preußische Hof trennte aber diese Ehe und „Madame de Brandenbourg“, wie man die Gemahlin des Markgrafen Carl nannte, wurde in einem Kloster untergebracht. Aus diesem entfloh sie aber, kam nach Wien, lernte hier den Grafen Wackerbarth kennen und dieser heirathete sie, da inzwischen der Markgraf von Brandenburg gestorben war. In Dresden fand aber die Gräfin keine rechte Anerkennung und starb bereits im Jahre 1719. Ihren Sohn aus erster Ehe, Joseph Anton Gabaleon von Salmour, geb. 1685, adoptirte Wackerbarth und dieser nannte sich Graf von Wackerbarth-Salmour.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. korrekte Daten: * 22. März 1662; † 14. Aug. 1734
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/156&oldid=- (Version vom 24.10.2024)