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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/158

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Daß Graf Wackerbarth-Salmour viel und lange in seinem Palais am Zeughause gewohnt habe, ist nicht wahrscheinlich, da er sehr oft auswärts und auf Reisen war und als Oberhofmeister des Kronprinzen Friedrich Christian größtentheils im Schlosse wohnte. So viel geht aber aus den Hofjournalen hervor, daß die königlichen und kurprinzlichen Herrschaften oftmals bei ihm im Palais sowohl als auf seinem Weinbergsgrundstück verkehrten. Wackerbarth-Salmour starb am 2. Juni 1761 unvermählt in Nymphenburg bei München als Kabinetsminister. Mit ihm starb die Linie in Sachsen aus.

Nach des alten Grafen Waderbarths Tode hatte das Palais am Zeughause aufgehört, dem Gouverneur als Wohnung zu dienen. Sein Nachfolger als Stadtkommandant war Heinrich Friedrich von Friesen und dieser wohnte wie die früheren Gouverneure im sogenannten Regimentshause am Jüdenhofe. Einige Jahre lang, wahrscheinlich von 1738 an, bewohnte der Stadt-Gouverneur, Graf Friedrich August Rutowsky (geb. 1702 zu Warschau) das Wackerbarthsche Palais, aber wohl nicht als Besitzer, sondern nur als Miether. Er war verheirathet seit dem 8. September 1738 mit der Fürstin Amalie Louise Lubomirska. Sein einziger Sohn starb 15 Jahre alt im Palais an den Blatterns[1]. Im Jahre 1738 stiftete Rutowsky die erste Freimaurerloge in Dresden „zu den 3 Adlern“, und diese hatte eine Zeit lang ihre Zusammenkünfte im Palais am Zeughause. Am 30. März 1763 legte Rutowsky sein Amt als Stadtkommandant, welches er vermuthlich seit dem Tode des Generals v. Friesen verwaltet hatte, nieder und zog nun in das ihm gehörige Palais an der Ecke der Weißen Gasse und Kreuzgasse. (Dasselbe brannte am 26. Februar 1786 ab.) Er starb am 16. März 1764 in Pillnitz und seine Leiche wurde im Kloster Marienstern beigesetzt.

Nachfolger Rutowskys als Stadtkommandant war der Generalfeldmarschall und Landzeugmeister Johann George Chevalier de Saxe[2] (geb. 21. August 1704). Derselbe hatte im Jahre 1740 das Palais am Zeughause dem Grafen Wackerbarth-Salmour abgekauft und bewohnte es lange Zeit. Er erweiterte es durch Anbau von Wirthschaftsräumen nach dem Walle zu bedeutend, nachdem ihm dort das ganze Areal vom Brühlschen Garten bis zum Pirnaischen Thore geschenkt worden war, legte schöne Lindenalleen an und einen reich mit Statuen, größtentheils aus der Meisterhand Lorenzo Matiellis, geschmückten Garten. Die Wirthschaftsgebäude wurden beim Bombardement 1760 fast vollständig zerstört[3].

Johann Georg Chevalier de Saxe.


  1. Rutowsky war der Sohn Augusts des Starken und der Türkin Fatime, welche dem General von Schöning bei der Erstürmung von Ofen als Beute zugefallen war. Mit diesem kam sie nach Berlin, später nach Warschau. Sie heirathete dort den Kammerdiener und späteren Domänenintendant Spiegel und in dessen Hause wurde Rutowsky und seine Schwester Marie Aurora erzogen. Rutowsky, der übrigens ganz das Ebenbild seines Vaters gewesen sein soll, führte ein sehr bewegtes Leben. 1724 trat er unter Victor Amadeus in sardinische Dienste, 1727 in sächsische, focht 1737 bis 1739 unter Prinz Eugen, kommandirte 1745 in der für Sachsen so verhängnißvollen Schlacht bei Kesselsdorf. Am 15. Oktober 1756 mußte Feldmarschall Rutowsky auf der Höhe von Ebenheit unter dem Lilienstein die ganze, 14 000 Mann starke sächsische Armee mit 180 Kanonen übergeben und versprechen, nicht mehr gegen Preußen zu kämpfen.
  2. Der Chevalier war der Sohn Augusts des Starken und der Gräfin Ursula Catharina Lubomirska geborenen von Bockum (geb. 25. November 1680, gest. im Mai 1743). Er focht unter Prinz Eugen im polnischen und österreichischen Erbfolgekriege, in den beiden schlesischen Kriegen, im Siebenjährigen Kriege etc. und war Kommandeur der Garde du corps. Bei allen Festlichkeiten spielte der Chevalier eine große Rolle, so namentlich bei Gelegenheit des Lustlagers zu Zeithain im Juni 1730. Er war Malteser-Ritter und blieb als solcher unvermählt. Im Palais verkehrte er viel mit seiner Mutter; dieselbe wurde am 26. August 1704 vom König zur Fürstin von Teschen erhoben, heirathete dann den Herzog von Würtemberg, welcher am 19. September 1734 in einem Treffen bei Guastalla fiel. Die Fürstin liegt in Leitmeritz begraben.
  3. Hinter und neben dem Palais nach dem Pirnaischen Thore zu befand sich der Bürgerschießgraben; auch diese Anlage
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/158&oldid=- (Version vom 26.10.2024)