Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/177

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

„Aus Liebe zu den schönsten Muhmen,
Sucht gern der Jüngling Frühlingsblumen,
Ist gleich der Stengel scharf und rauch.
Noch sind sie würdig abzupflücken,
Wie stark kann ihr Geruch erquicken,
Denn Balsam duftet aus dem Strauch,“

so darf dieser Meinung von den Beweggründen des jungen Ehemannes einiger Zweifel entgegengebracht werden angesichts der nüchternen Rechnungsführung über die Kosten seines Brautstandes, wie sie in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen[1] vorliegt und mit der Stimmung eines feurigen Liebhabers schwer vereinbar ist. Schrödel hat, außer einigen Nachrichten über den äußeren Hergang bei der Bekanntschaft, Verlobung und Hochzeit, peinlich genau aufgezeichnet, welche Geschenke er seiner Braut, ihren Brüdern und den Dienstboten gemacht und was er dagegen von ihr erhalten, alles unter gewissenhafter Preisangabe; ferner hat er die Kosten der von ihm gegebenen kleinen Freundschaftsessen, des Verlobungs- und des Hochzeitsmahles, des Brautschmuckes und der Wirthschaftseinrichtung und endlich auch den Wert der empfangenen Hochzeitsgeschenke gebucht.

Bei der Durchsicht dieser Aufzeichnungen fällt auf den ersten Blick der große Luxus in die Augen, der in jener Zeit des schlechten Brühlschen Beispiels auch in bürgerlichen Kreisen, trotz aller Kriegsnöthe, geherrscht haben muß. Hatten doch allein die Geschenke, die der Bräutigam das Jahr über und zu Weihnachten seiner Braut verehrte, einen Werth von 1630 Thalern! Nicht minder auffällig sind die angesetzten hohen Preise der Waaren: offenbar hatte der Krieg den Werth aller feineren Bedürfnisse außerordentlich in die Höhe getrieben. Abgesehen hiervon gewährt die Schrödelsche Aufzeichnung aber auch lehrreiche Einblicke in manche Lebensverhältnisse und Gebräuche der Zeit: sie ist ein sittengeschichtliches Dokument, wie sie nicht häufig vorkommen, und soll deshalb hier wörtlich und nur unter Auflösung der Abkürzungen wiedergegeben werden[2].

Berechnung


von meiner Verheyrathung, so den 18. Febr. 1762 geschehen, nebst Belegen und allen Zugehör, von mir selbst aufgesetzet.




Verschiedene Nachrichten, so zu meinen Vergnügen aufgesetzt, von meiner Heyrath.


Den 24. Marti 1761 bin ich bey der Mademoiselle Strauchin zum ersten mahl zu Gaste gewesen in Gesellschafft der 3 Herrn Brüder und beyden Herrn Vormünder.
Den 25. Marti 1761 habe ich mit derselben gevatter gestandten bey Herr Schindeln, meinen Schneider.
Den 11. Sept. 1761 habe ich von der Mademoiselle Strauchin das Ja-Wort erhalten.
Den 26. Dec. 1761, war der andere Weynachts-Feyertag, habe ich mich mit Derselbigen verlobet, und zwar Nachmittags, habe nachgesetzte Personen dazu kommen laßen (NB. Die Zusammenkunfft war in der Mademoiselle Strauchin ihrer Wohnung): Die 3 Herrn Brüder, Herr Commercien-Rath Sahr nebst Frau Liebste, Meine Frau Mutter, Herr Advocat Hiebeler[3] als Curator, der Herr Consistorial-Rath Schröder, Frau Commissions-Rath Herrmann, der Herr Senator Bittner[4] und der Herr Stadt-Prediger Grentz, welcher das Wort vor uns beyde geführet und nach gehaltenem Sermon mich und meine verlobte Mademoiselle Strauchin einseegnete.
Den 30. Dec. 1761 habe meine Mademoiselle Braut majoren sprechen lassen (NB. Sie ist den 12. Juli 1743 gebohren und gehet dahero erst in das 19 te Jahr).
Den 21. Jan. 1762 ist der Mittelste Herr Bruder von meiner Mademoiselle ausgezogen und hat mein Quartier acceptirt, dargegen bin ich den 22. Januar 1762 zu der Mademoiselle in des mittelsten Herrn Bruders Wohnung gezogen und eodem die zu ersten mahle alda geschlaffen.
Den 31. Jan. 1762 habe ich mich zum ersten mahle in der Frauen-Kirche von dem Herrn Superintendent D. Am Ende zum ersten mahle aufbitten laßen und den folgenden Sontag darauf zum andern und 3ten mahle; davor habe vor den Befehl zum Aufgebot und Hauß-Trauung bezahlet 10 Thlr. 8 Gr.
den Herrn Superintendent vor die Bemühung 1 Ducaten 6 Thlr. 8 Gr.
Den Famulus 1 Thlr
Den 18. Febr 1762 habe ich Hochzeit gehabt und bin in meiner Frau Mutter Wohnung durch den Herrn Superintendent D. Am Ende getrauet worden. Vor der Trauung wart das Lied gesungen: In allen meinen Thaten. Nach der Trauung: Ach! bleib mit deiner Gnade. NB. Abend zwischen 5 und 6 Uhr bin ich getraut geworden,
Die Herrn und Frauen Hochzeit-Gäste, so zugleich bey der Trauung gewesen, waren folgende: Braut und Bräutigam, die 3 Herrn Brüder Strauch, Herr Commercien-Rath Sahr nebst Frau Liebste, Herr Consistorial-Rath Schröder nebst Frau Liebste, Herr Hof-Joubelier Schrödel nebst Frau Liebste, Herr Hof-Joubelier Künzel nebst Frau Liebste, Herr Secretair Burckhard nebst Frau Liebste, Herr

  1. In den Strauch-Schrödelschen Familienpapieren in der Stadtbibliothek unter Hist. Dresd. 97 t.
  2. Es ist zu beachten, daß Schrödel bisweilen schreibt, wie er als Sachse spricht, so Pouqnet statt Bonquet, Seite statt Seide, Butz statt Putz u. s. w.
  3. Advokat Johann Konstantin Hübler.
  4. Senator Samuel Gottlieb Büttner.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/177&oldid=- (Version vom 30.10.2024)