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steuerfrei zugeführt bekommen, wie andererseits der kurfürstliche Paßbrief die zollfreie Einfuhr von 200 Schweinen sicherte, die in Böhmen durch zwei Fleischer für die Kurfürstin behufs Mästung in den von ihr besessenen Mühlen angekauft worden waren. Aber anders stand es bei den Geschäften von Privatleuten und da wurde der Kammersekretär mit seinem Einflusse häufig in Anspruch genommen. Da handelt es sich um zollfreie Einfuhr und Ausfuhr von Getreide, das dann durch Mangel oder Ueberfluß, schlechte und gute Ernte begründet wurde. Natürlich spielte die Ausfuhr der Metalle eine große Rolle. Kupfer, Zinn und Farbe kamen hauptsächlich in Betracht. Jenitz und Harrer besaßen solche Freiheiten. Andererseits handelte es sich um kurfürstliche Empfehlungen an andere Fürsten wegen steuerfreien Ausgangs oder Durchgangs, z. B. beim Ankauf von polnischen Ochsen hatte man auf diese Weise sich freie Durchfuhr gesichert; nur die Stadt Breslau hatte sie noch nicht bewilligt, hier sollte dann der Rathsherr Friedrich Schmidt die nöthigen Schritte thun.

Verhältnismäßig wenig wissen wir über des Geheimsekretärs dienstliches Verhältniß zur Kurfürstin Anna. Doch ergiebt sich aus den wenigen Briefen, die sie an ihn richtete, daß er auch ihr Vertrauen im hohen Grade genoß. Vielfach wurde er mit Besorgungen in Anspruch genommen. Von seiner Schwieger aus Annaberg mußte er 6 Paar lange grünseidene Handschuhe besorgen, für deren Form genaue Vorschriften gegeben wurden. Ein anderes Mal hatte sie eine große Anzahl Steheauf bestellt, es scheinen gegen 200 gewesen zu sein. Auch für Ueberraschungen für ihren Gemahl hatte er zu sorgen. Als der Kurfürst von einer längeren Reise zurückkam, veranlaßte sie Jenitz sich zu erkundigen, wo bei dem Zuge der Vögel in der Umgegend von Dresden die beste Gelegenheit zum Vogelstellen sei. Ihr Gemahl sollte sich dorthin begeben. Aber auch in vertraulichen Dingen wendete sie sich an ihn und wir erfahren dann von Verstimmungen am kurfürstlichen Hofe. So schrieb sie am 22. August 1576 an ihn, sie habe gehört, Herren und Räthe seien in Zwist und beschwor ihn „bei seinem christlichen Gewissen und so lieb ihm ihre Gunst wäre“ um genaue und zuverlässige Auskunft. Bekanntlich beschäftigte sie sich gern mit Heirathsplänen, von denen Jenitz sehr bald erfuhr. So meldet er zuerst dem Kammermeister die, wie es scheint, nach längeren Verhandlungen zu Stande gekommene Verlobung des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg mit einer an Annas Hofe erzogenen Herzogin von Mecklenburg. In Krankheitsfällen steht die Kurfürstin dem Geheimsekretär und seiner Familie mit Rath und That zur Seite. Im Herbst 1579 war Jenitzens Frau durch ein gichtisches Leiden arg geplagt. Die Kurfürstin hörte davon und schickte ihr ein Rezept, außerdem das Muster zu einer Badewanne, das Jenitz behufs Anfertigung derselben dem Kandelgießer übergab.

Jenitz stand auch in Briefwechsel mit dem Kurprinzen Christian. Dieser fragte nicht selten bei ihm an, um etwas von den Entschließungen des Kurfürsten zu hören, so über die Besetzung der Beamtenstellen oder Etikettenfragen, z. B. ob der Kurfürst aus Anlaß des Todes des Landgrafen Philipp von Hessen Trauer angelegt habe. Jenitz berichtete, daß es geschehen sei, als Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen am Hoflager zu Augustusburg angekommen sei und selbst, ebenso wie seine Gemahlin und sein Hofgesinde Trauerkleider getragen habe. Er fügte hinzu, daß auch der Kurprinz es thun solle. Er hatte übrigens dem Kurfürsten die Briefe des Sohnes vorzulegen, die ziemlich häufig gewesen zu sein scheinen. Jenitz schrieb ihm, er dürfe dem Kurfürsten vor der Audienzstunde nicht mit Briefen kommen, dagegen wolle er die Schreiben der Kurfürstin jeder Zeit sofort überreichen. Er fügte hinzu, der Kurprinz solle die Antworten nicht zu schnell und häufig erwarten. Der Kurfürst sei außerordentlich in Anspruch genommen. Als der Kurprinz einmal lange keinen Brief erhielt, war er in Sorge, er könne bei seinem Vater in Ungnade gefallen sein, und wendete sich an Jenitz mit der Bitte um Auskunft. Dieser beruhigte ihn; bei seiner höchsten Treue und Glauben könne er ihn versichern, daß er weder bei dem Herrn Vater noch bei der Frau Mutter in letzter Zeit einigen Unwillen gespürt habe; der Kurprinz sei der gehorsame, liebe Sohn. (Loc. 8841. Schreiben, so an Churfürst Christian. 1585-1591. Bl. 34, 56, 57.)

Wie ein großer Theil der kurfürstlichen Beamten besaß Jenitz ein ziemliches Vermögen und legte es in Geld- und Handelsgeschäften an. Eine Papierfabrik gründete er in Lohmen und ließ sich von seinem Freunde Harrer Anweisungen über Anlage und Betrieb geben. Da er aber wegen seiner dienstlichen Geschäfte oft keine Zeit hatte, so übernahm der Kammermeister den Verkauf. Er bat sich dann die Proben mit Angabe der Preise für die einzelnen Sorten aus und verhandelte es mit dem Papier, das er selbst in Hermsdorf herstellte.

Um das Jahr 1578 kaufte der Kammersekretär vom Kurfürsten das Gut Praschwitz. Da er es aber zu theuer bezahlt hatte, so wurden ihm durch Befehl vom 18. Oktober 1578 die Zinsen überlassen, die Hans Christoph von Bernstein früher aus dem Dorfe Praschwitz bezogen hatte.

Stark war er beim Bergbau betheiligt. Er besaß Kuxe von dem „Tiefen Stollen“ in Altenberg und konnte durch mancherlei kurfürstliche Vergünstigungen

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/103&oldid=- (Version vom 18.4.2024)