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in Streit. Auch fand man den ganzen Betrieb nicht gesichert genug.

Wohl im Zusammenhange mit diesem Unternehmen gründeten die Beiden eine Seifenfabrik; die Asche suchte man ursprünglich aus Außig zu beziehen und leitete mit dem dortigen Rathe Verhandlungen ein. Nachdem aber dieser schließlich abgelehnt hatte, bot der Förster in Hermsdorf, Georg Zwey, größere Massen, z. B. im Februar 1579 200 Tonnen an.

Das höchste Interesse aber nahm Jenitz an dem Pfefferringe, den der Augsburger Handelsherr Konrad Rot 1579 plante. Er hatte nichts Geringeres zum Ziele, als den gesammten Gewürzhandel der Welt in die Hand zu bekommen und die Preise nach Belieben bestimmen zu können. Auch der Kammermeister, ja der Kurfürst selbst, war betheiligt. Das Unternehmen scheiterte bekanntlich an dem Widerstande der süddeutschen und italienischen Kaufleute, die das Geschäft nicht aus der Hand geben wollten, wie namentlich den verhängnißvollen spanisch-portugiesischen Wirren. Von Interesse ist es zu beobachten, wie Jenitz dazu dienen mußte, den Kurfürsten für das Geschäft zu erwärmen. Da ihn Harrer als vorsichtige Natur kannte, so legte er den größten Werth darauf, des Kammersekretärs Besorgnisse zu zerstreuen. Als z. B. Jenitz sehr ungünstige Nachrichten aus Nürnberg und Italien bekommen hatte, ließ er es sich angelegen sein, sie als unwahrscheinlich und unglaubwürdig darzustellen. Es läßt sich nicht feststellen, ob Jenitz schließlich selbst bei dem nach kaum einjährigem Bestande erfolgten Zusammenbruch der Gesellschaft etwas von dem eingezahlten Kapitale verloren habe, oder ob er nicht vielmehr durch den Kurfürsten und dessen rücksichtsloses und thatkräftiges Vorgehen gedeckt wurde.

Der Abschluß von Geldgeschäften hing zum Theil mit dem Handel zusammen. Da die Waaren nicht immer gegen Baar verkauft wurden, so gaben die gestundeten Kapitalien Veranlassung zu Bank- und Wechselgeschäften. Jenitz erscheint dabei als besonders vorsichtiger Mann, der sich durch gute Bürgschaften und schnelles Zugreifen zu sichern wußte. Cäsar Pflug zum Stein war ihm und Harrer 5000 fl. für Zinn schuldig, mußte aber zahlungsfähige Bürgen stellen. Als jetzt Albrecht Mittelstraßen auf Selcha sogar mit kurfürstlich–brandenburgischer Empfehlung gegen ihn Klage erhob, konnte Jenitz die Aengstlichen ruhig auf die Bürgen verweisen. Schließlich kamen sie zu ihrem Gelde, als der Kurfürst dem Schuldner sieben Dörfer im Amte Delitzsch abkaufte und sie natürlich über den Termin der Zahlung die besten Nachrichten hatten. Erwähnt sei, daß das Geld zu 8 Prozent verzinst wurde. Gegenseitige Geldgeschäfte hören zwischen dem Kammermeister und Kammersekretär nicht auf; auch an Dritte verleihen sie gemeinsam. Jenitz bekam übrigens auch bezüglich der Verwaltung des kurfürstlichen Vermögens von Harrer Winke, die er seinem Herrn mitzutheilen hatte. Der König von Dänemark hatte an den Kurfürsten Zinsen „für eine gewisse Summe“ zu zahlen. Er ließ sie in Lübeck erlegen. Dies war aber für die kurfürstliche Kasse sehr wenig vortheilhaft, da dort viel falsche Thaler bei Zahlungen unterliefen. Harrer veranlaßte daher Jenitz, dem Kurfürsten den Vorschlag zu machen, sich das Geld in Hamburg durch Wichmann auszahlen zu lassen, der das Geld in Reichswährung überlieferte. Das Geld sollte dann zu Schiff unter dem Schutze von Hakenschützen und Einspännigen, die am Ufer entlang gingen, von Hamburg nach Dresden gebracht werden.

Keiner der Vertrauten des Kurfürsten August hat sich so lange in seiner Gunst erhalten, wie Jenitz. Theils traten sie des Alters wegen ab, wie der Kanzler von Kiesewetter, der durch Haubold von Einsiedel ersetzt wurde, theils fielen sie den religiösen Wirren zum Opfer, wie Peucer, theils war der Kurfürst mit ihrer Haltung unzufrieden: der Landrentmeister Bartel Lauterbach starb, Hans Harrer nahm sich selbst das Leben, der Kammerrath Hans von Bernstein fiel 1584 in Ungnade. Jenitz erhielt sich in seiner Gunst bis ans Lebensende des Kurfürsten. Allerdings machten sich auch Bemühungen geltend, ihn zu stürzen. Die Einen wollten ihn wegen Uebergriffen in der Regierung anklagen, man sagte ihm nach, er regiere das Land (Loc. 9668 Schriften, 1581-1592. Bl. 6, 24); Andere warfen ihn unsaubere Geldgeschäfte vor: er stecke in „Parthitenhändeln, Geldausleihen, Rentgulden und Wechselgeldern“ (Loc. 9668 Schreiben, so von Churfürst August . . . und Jenitz gerichtet. Bl. 9); kurz er verderbe Alles. Das Vertrauen des Kurfürsten blieb dieser Intrigue gegenüber unerschüttert. Da kam der Tod des Kurfürsten und die Frage, wie der Nachfolger sich zu ihm stellen würde.

Am 30. Mai 1586 ernannte ihn Christian I. unter ehrender Anerkennung seiner bisherigen Thätigkeit zu seinem vertrauten Rathe und Amtmann zu Hohenstein, stellte ihm auch die Heranziehung zur Berathschlagung der Bergsachen und bauenden Gewerke in Aussicht. Als Gehalt bezog Jenitz 400 fl. Dienstgeld als vertrauter Rath, 288 fl. auf zwei reisige, 144 fl. auf zwei Kutschpferde. Dazu kamen die nicht unbeträchtlichen Sporteln aus dem Amte. Die Bestallung enthält genaue Vorschriften über die Handhabung des Gerichtsverfahrens und der Verwaltung.

Aber bereits drei Jahre später meldete der Kurfürst am 26. Oktober dem Geheimen Rathe Dr. Wolfgang Eulenbeck, am vergangenen Donnerstag sei Jenitz in Gebenhausen gestorben. Er wies ihn an, des Amtmanns

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/105&oldid=- (Version vom 18.4.2024)