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Häuser in Dresden, Lohmen und Hohenstein zu versiegeln. Und als die Erben um Freigebung der Besitzungen baten, befahl der Kurfürst einem Ausschusse, dem auch des Verstorbenen Schwiegersohn, der Kammermeister Gregor Unwürde, und sein ältester Sohn Ernst Jenitz angehörten, eine Durchsicht des Nachlasses vorzunehmen, und begründete es damit, „weil er unser Amtmann viel geheime Sachen unter seinen Händen gehabt, derwegen wir nicht gerne wollten, do ichtwas noch vorhanden, daß dasselbe weitläufig gemacht werde“. Er fügte noch hinzu: „Da er jedenfalls von Kriegsbestallungen und anderen Kriegssachen allerlei nach sich gelassen, auch gute Lust zu allerlei Künsten gehabt“, so sollte der Kanzler Krell die Erben vermögen, solche Bücher und Schriften zum Abschreiben folgen zu lassen; sie sollten ihnen zurückgegeben werden. Ebenso vermuthete man Akten über Bergsachen. Die Familie stand später bei der Kurfürstin Wittwe und den Prinzen in hohen Ehren. Die älteste Tochter war an Hieronymus Lotter in Leipzig, eine andere an den Kammersekretär Gregor Unwürde verheirathet. Den drei Söhnen Ernst, Christian und August wurden zu ihrer Hochzeit im Jahre 1593 und 1594 Geschenke geschickt. Ernst wurde ein Paß nach Schweden bewilligt, wo er auf dem Bergwerke eines Hamburgers eine Anstellung in Aussicht hatte.


Merkwürdige Häuser.

III.
Kreuzstraße Nr. 10 (gräflich Loß’sches Palais).

Das Haus, welches zur Zeit die Sammlungen der Stadt Dresden, Rathsarchiv, Stadtbibliothek, Stadtmuseum, und mit ihnen ein gut Stück Stadtgeschichte in Schrift, Bild und Denkmal in sich birgt, hat auch selbst seine Geschichte. Stadthaus ist es erst seit wenigen Jahren. Ortsgeschichtskundigen ist es als das frühere Loß’sche Palais bekannt und bemerkenswerth.

Das heutige Gebäude ist von jeher ein Doppelhaus. Diese Eigenschaft wird in den zwei Thoreingängen mit eigenen Höfen sichtbar und fand ihren amtlichen Ausdruck in der früheren Bezeichnung mit den beiden Nummern 14 und 15. Das eigentliche alte Hauptgrundstück, das erst später durch Angliederung des anderen erweitert wurde, ist die Nr. 15, d. h. gegenwärtig das zu dem öffentlichen Eingang gehörige Grundstück.

Dieses muß schon immer, so weit wir es verfolgen können, ein ansehnliches Haus gewesen sein. Anfangs Patrizierhaus ging es dann in die Hände mehrerer adeliger Geschlechter über. Der erste Besitzer, den wir ermitteln können (Geschoßbuch 1585–1595), ist der Bürgermeister Sebastian Kreiß (Kröß), ansässig als Dresdner Bürger seit 1564, regierend im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Sein Schwiegersohn war der berühmte kurfürstliche Baumeister Paul Buchner. Kreiß kaufte ein kleines Nachbarhaus hinzu, als dessen Besitzer nach einander ein Hans Graupitz und ein Franz Linke genannt werden. Aus der Vereinigung beider Häuser entstand nun ein Grundstück, das den adeligen Grundstücken in der Nähe nicht weit nachstand. Auch ein Garten gehörte dazu. – Von des Bürgermeisters Wittwe ging es um 1620 in die Hände des kurfürstlichen Kammermeisters Georg Reichbrod über. Dieser war ein angesehener Mann in der Stadt und stand auch zum Rathe in guten Beziehungen. Bei der Hochzeit seiner Tochter mit dem Stadtprediger M. Zimmermann lud er den Rath ein und dieser spendete aus seinem Silberschatz einen Becher. Seiner Bitte entsprechend verlieh ihm für seine Person der Kurfürst im Jahre 1624 auf sein Haus freien Weinschank auf Lebenszeit. Dies Recht erlosch wieder, als Reichbrod das Haus 1633 an den Oberstlieutenant Daniel von Schlieben verkaufte. Die Kaufsumme betrug 3000 Gulden, dazu noch eine kleine Summe als Herdgeld; sie war aber 1639 noch nicht getilgt, sodaß Reichbrod Klage anstrengte; denn dieser wurde selbst von Gläubigern, unter denen ein Hans Burkhard von Schönberg und ein Wolf Friedrich von Minckwitz sich befanden, hart bedrängt. – Der Oberstlieutenant von Schlieben, der im dreißigjährigen Kriege Kriegsdienste that, war zugleich auch kurfürstlicher Kammerjunker und als solcher auch im Hofdienst thätig; er starb 1649. – Von seinen Angehörigen gelangte das Haus wohl ungefähr in der Mitte der sechziger Jahre an Frau Maria von Klengel, geb. Bex. Sie ist die Gemahlin des berühmten Oberlandbaumeisters Wolf Caspar von Klengel, der 1691 als Generalwachtmeister und Oberkommandant der Festung Dresden verstarb. Von ihm bis zum ersten uns bekannten Besitzer dieses Hauses, dem Bürgermeister Kreiß, knüpft sich ein Band der Verwandtschaft: dessen Tochter und ihr Gatte, Paul Buchner sind seine Urgroßeltern. Aus dem Jahre 1678 haben wir eine Ansicht des Hauses: auf den Kupferstichblättern, die Gabriel Zschimmer dem Festzug in seiner „Durchlauchtigsten Zusammenkunft“ widmet, findet sich auch diese Seite der Kreuzgasse abgebildet. Danach ist unser Haus ein zwar stattlicher, aber einfacher und schmuckloser zweistöckiger Bau von 7 Fenstern Front mit einem 3 Fenster breiten Dachgiebel gewesen. – Die Besitzerin, Frau von Klengel, die für unsere Stadt noch dadurch Bedeutung hat, daß sie letztwillig für alle Hospitäler, Waisenhäuser und Findelhäuser

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/106&oldid=- (Version vom 21.4.2024)