Seite:Dresdner Geschichtsblätter Erster Band.pdf/111

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Nur die, leider unvollständige, kleine Marmorfigur und das Wappen von dem Miltitzschen Leichensteine, die sich beim Abräumen des Schuttes losgelöst hatten, sind in das Stadtmuseum übergeführt worden, wo sich bekanntlich schon mehrere schöne Epitaphien aus der Sophienkirche, sowie einige 20 der erwähnten, meist in Holz geschnitten Wappenschilde befinden.

O. R. 


Schnelligkeit der sächsischen Eilpost im Jahre 1571.

Kurfürst Angust hatte der Verbesserung des Postwesens in seinem Lande große Fürsorge zugewendet. Namentlich legte er auf schnelle Beförderung der Zeitungen aus fremden Ländern großen Werth. Die Aemter wurden angewiesen, sie mit der größten Beschleunigung seinem Hoflager zugehen zu lassen. Ueber die Beförderung eines französischen Hofberichts sind wir dadurch unterrichtet, daß die einzelnen Aemter dem Boten die Ankunft mit genauer Angabe der Zeit bescheinigten. Die Depesche kam an

am 2. Oktober 11 Uhr nachts in Langensalza,
3. " 7 " vorm. " Weißensee,
3. " ½2 " nachm. " Eckartsberge,
3. " 9 " abends " Weißenfels (?),
4. " 6 " früh " Leipzig,
4. " 11 " mittags " Grimma,
5. " 1 " nachts " Meißen;

sie wird demnach am 5. Oktober früh beim Oeffnen der Thore in Dresden eingetroffen sein. (Loc. 8515: Landgräflich Hessische Schreiben, 1570–72, Bl. 248b.)

G. Müller. 


Oeffentliche Sammlungen für Abgebrannte

anderer Städte wurden in Dresden bisweilen schon im 16. Jahrhundert veranstaltet, wenn das Unglück so groß war, daß der Rath mit der sonst üblichen Spende aus der Stadtkasse nicht genug zu thun glaubte. So schickte der Rath am 31. Juli 1551 der abgebrannten Stadt Mittweida den Ertrag einer Sammlung, zu welcher beigesteuert hatten: 4 ß (d. i. Schock Groschen) der Hof, 31/2ß die Tuchmacher, je 2 ß die Schuster, die Schmiede und die Büchsenschützen, je 1 ß die Armbrustschützen, die Gerber und die Leinweber; 11 ß 17 Gr. waren theils in der Kirche gesammelt, theils vom Rathe gespendet. Diesen 27 ß 47 Gr. (= 83 Gulden 7 Gr.) in baar wurden vom Hofprediger noch 20 Gulden in Schuldbriefen beigelegt, deren Beträge sich die Mittweidaer selbst einmahnen sollten. Ferner hatten bereits vorher die Leinweber 3 ß, die Schneider 2 ß 48 Gr. und die Büttner 2 ß 20 Gr. ihren Handwerksgenossen besonders zugeschickt.

Am 13. Mai 1580 sandte der Rath den Abgebrannten zu Waldenburg 19 Gulden, die in der Kreuz-, Frauen- und Dreikönigskirche gesammelt waren, sowie 3 Gulden aus eignen Mitteln und „ein Knusplein eingemacht und verbundenes Geld“ vom Pfarrer Daniel Greiser.

Auch Schwindler scheinen damals schon den Wohlthätigkeitssinn nach dieser Richtung hin ausgenutzt zu haben. Am 16. April 1565 schreibt der Dresdner Rath nach Freiberg und Meißen und warnt „vor zweien starken Bettlern, die uf eine Stadt drei Meilen jenseit der Sitte (Zittau) gelegen und Bernstadt genannt sein sal, die wäre gar ausgebrannt, haben ein Pergamenbrief mit eim anhangenden Siegel, dorin ein Adler in roth Wachs gedruckt, auch ein Register mit rothem Pergamen uberzogen ihrer Einnahme, doran auch ein Siegel gedruckt, sich vor ihnen wegen Verdachts vorzusehen und die benachbarten zu warnen“. Vielleicht waren aber die Bernstädter Sammler doch echt, nur daß der Dresdner Rath von der Existenz dieser Stadt nichts wußte!

(Rathscopiale A. IX, 18a Bl. 194, 18c Bl. 135, 18f Bl. 155.)
O. R. 


Vereinsangelegenheiten.
Veränderungen im Mitgliederbestande.
Neu aufgenommen:
von Beschwitz, Mor. Max, Regierungsrath (Blasewitz).
Heuer, Ernst, Fabrikbesitzer (Cotta).
Müller, Otto, Forstassessor.
Otto, Ludwig, Maler und Radirer.
Verstorben:
Schubert, Oberst z. D. (gest. 22. September 1893).
Mitgliederzahl: 260.


Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen Blättern die in Heften erscheinenden „Mittheilungen“ des Vereins sowie das Lichtdruckwerk „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ unentgeltlich geliefert. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.


Am 10. Juni 1894 begeht unser Verein die Feier seines 25jährigen Stiftungsfestes. Bei diesem Anlaß werden die Mitglieder als unentgeltliche Festgabe ein Bilderwerk erhalten, das die sämmtlichen von Canaletto radirten Ansichten von Dresden, Pirna, Sonnenstein und Königstein in 24 großen Lichtdrucktafeln mit erläuterndem Text wiedergiebt. Das Werk wird unter dem Titel „Canaletto-Mappe“ im Verlage von Wilhelm Baensch, Königl. Sächs. Hofverlagsbuchhandlung, kurz vor dem Festtage erscheinen.


Gleichzeitig mit dieser Nummer wird das elfte Heft der „Mittheilungen“ des Vereins ausgegeben, das eine Arbeit von E. G. M. Freiherrn von Friesen, Generalmajor z. D., über „Dresden im Kriegsjahre 1809“ enthält.


Von diesen „Geschichtsblättern“ werden 4 Jahrgänge einen Band mit besonderem Titelblatt und Register bilden. Mappen zur einstweiligen Aufbewahrung der einzelnen Nummern können zum Preise von 1,25 Mark im Vereinslokal (Stadtbibliothek) entnommen werden. Bestellungen bittet man baldigst zu bewirken.


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/111&oldid=- (Version vom 29.4.2024)