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allen, waren in diesem Hause geboren. Seine zweite Frau starb in diesem Hause, sowie auch ein Sohn, ein hoffnungsvoller Jüngling, der 1806 als Lieutenant in dem preußischen Regimente Quitzow Kürassiere bei Jena mit gefochten hatte. Nach der Katastrophe der preußischen Armee bei Prenzlau hatte er seinen Abschied erbeten, war in das sächsische Regiment von Polenz Dragoner eingetreten und 1809 bei einem Patrouillenritt in der Nähe von Berggießhübel von einem österreichischen Scharfschützen in den Kopf geschossen worden. Von da wurde er nach Dresden transportirt und starb wenige Tage darauf im Hause des Vaters. Auf dem Eliaskirchhofe wurde er begraben. Röber in seinem Tagebuche erwähnt dieses Begräbniß, bei dem alle dienstfreien Offiziere, sowie auch die Offiziere der Bürgergarde zugegen waren.

Da mein Großvater auf den Land- und Ausschußtagen, sowie als Erbmarschallamtsverweser viel zu thun hatte, war er meist in Dresden, nur vorübergehend auf seinem Gute Rötha. Er war als Oberkammerherr bereits 1812 dem Kaiser Napoleon bei der großen Fürstenkonferenz in Dresden beigegeben. Als dann der König 1813 Dresden verließ, gehörte er als zweites Mitglied der Immediat–Kommission an und wurde, als Napoleon während des Waffenstillstandes im Marcolinischen Palais wohnte, diesem wieder beigegeben. Aus jener Zeit hat mir mein seliger Vater eine Begebenheit mitgetheilt, welche ich nur kurz erwähnen möchte. „Wir Kinder – erzählte er – saßen eines Tages zu Hause und erwarteten den Vater sehnsüchtig zum Mittagessen. Er befand sich wie alle Tage beim Kaiser Napoleon im Marcolinischen Palais. Endlich rollte sein Wagen herein, der Vater trat ziemlich aufgeregt in das Zimmer und sagte nur: „Kinder, es giebt wieder Krieg, soeben hat sich etwas Großes begeben.“ Er hatte mit mehreren anderen Herren aus dem Gefolge des Kaisers in dessen Vorzimmer gestanden, da war Fürst Metternich zu Napoleon eingelassen worden, man hatte eine sehr lange und sehr erregte Unterhaltung gehört, bis endlich Metternich mit einem sarkastischen Lächeln aus dem Zimmer des Kaisers getreten war und das Palais eiligst verlassen hatte. Der Kaiser aber hatte seine Begleitung ziemlich ungnädig entlassen. Es war die berühmte Zusammenkunft gewesen, bei welcher Napoleon seinen Hut hinwarf und in deren Folge Oesterreich sich der Sache der Alliirten anschloß.

Nach der Gefangennahme des Königs von Sachsen war mein Großvater wieder Mitglied der Immediat–Kommission und versah nach der Rückkehr des Königs die Obliegenheiten eines Oberkammerherrn und Generaldirektors der königlichen Sammlungen.

Als er 1824 in dem Hause auf der Brüdergasse gestorben war, kam das Haus an seine Kinder, deren ältestes, die verwittwete Gräfin von der Schulenburg, als Besitzerin eingetragen ist. Sie war die Großmutter des Grafen Harry von Arnim, der in der neueren Geschichte eine Rolle gespielt hat. Die Erben haben das Haus nicht sehr lange besessen, denn 1829 ist der Wirkliche Geheime Rath und Oberkammerherr von Uechtritz als Besitzer eingetragen.

Es sind somit sechs Häuser im Besitze von Mitgliedern des Geschlechtes von Friesen, deren Leben immerhin einiges Interesse für die Geschichte Dresdens haben dürfte, gewesen. Als siebentes kommt hinzu das im Besitze des Verfassers dieses Aufsatzes befindliche und von ihm bewohnte Haus Löwenstraße Nr. 1.


Andreas Morgenroth,
kurfürstlicher Buchdrucker 1578-1586..

Während wir über die ersten drei Dresdner Hofbuchdrucker ziemlich eingehende Nachrichten besitzen, ist über den vierten, Andreas Morgenroth, nur wenig bekannt.

Aus einem Briefe Kurfürst Augusts an seinen Kammermeister Hans Harrer vom 24. April 1578 erfahren wir einiges über Morgenroths Leben. Eines Todtschlags wegen wurde er eine Zeit lang im Amte Pirna gefangen gehalten. Als er hier 1578 entlassen wurde, verpflichtete er sich, dem Kurfürsten zeit seines Lebens als Buchdrucker zu dienen, und erhielt zu seinem und seines Weibes Unterhalte einen Wochenlohn von 12 Groschen. Acht Jahre bekleidete er seine Stellung und starb 1586. Gimel Bergen richtete jetzt an den Kurfürsten Christian die Bitte, ihn an des Verstorbenen Statt zum Buchdrucker anzunehmen.

Von Morgenroths Drucken befindet sich ein ziemlich umfänglicher in der hiesigen Königl. Oeffentl. Bibliothek (Mathem. 292). Es ist das Einmaleins bis zur 10x10000 =100000, ein starker Band von 501 Blättern in Querquart. Auf dem letzten Blatte steht „Dreßden, Gedruckt Andreas Morgenrodt. Anno 1583“. Der Multiplicandus ist schwarz, der Multiplicator roth gedruckt, eine einfache Leiste steht an der Spitze und an dem Schlusse einer jeden Seite.

Ueber die Art der Verwendung im Unterricht geben zwei handschriftliche, dem Buche beigefügte Anweisungen Auskunft. Aus ihnen geht hervor, daß an diesen Tabellen nicht nur die Multiplikation, sondern auch die Addition, Subtraktion, Division, die Reduktion und Progression der Zahlen, ja sogar die Regula de tri geübt wurde.

(Königl. Hauptstaatsarchiv. Cop. 440, Bl. 79 b.-H. Klemm, zur Geschichte der Typographie in Dresden, im Dresdner Anzeiger vom 20. April 1880. – Bemerkung von Ebert zu Hist. litt. 536. der Königl. Oeffentl. Bibliothek.)

Prof. Dr. G. Müller. 
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/147&oldid=- (Version vom 8.4.2024)