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Hintergebäude bezeichnet. Im ersten Stock des Hintergebäudes nach dem Garten heraus befand sich die Wohnung Winklers. Das Seitengebäude hat nach hinten heraus einen Altan. An das Hintergebäude schließt sich rückseitig, auf unserem Bild nicht sichtbar, ein zweites Seitengebäude mit Außentreppe an, und an dieses wieder Scheune und Schuppen, die auf der Langen Gasse an das Vordergebäude stoßen und die Kette schließen. Eingeschlossen von allen diesen Gebäuden liegt ein stattlicher Hof mit Thoreingang auf der Pirnaischen Gasse. Durch den eigentlichen Lustgarten geht ein langer Kanal, an beiden Enden in Teiche mündend; es ist jedenfalls derselbe, der sich schon in dem alten Rechenberg’schen Garten vorfand, westlich davon läuft eine 500 Ellen lange Lindenallee; die östliche Seite ist als Feldgarten bezeichnet. Außer den verschiedenen Lusthäuschen, die in dem ganzen Garten verstreut sind, fällt uns noch ein Kegelplatz ins Auge. Der Kanal, in dem Winkler Fische hatte, wurde von einem starken Wasserzufluß mittels Röhre aus der Kaitzbach gespeist. Die Wasserversorgung des gesammten Grundstücks erfolgte durch ein von Johann Georg III. hergestelltes starkes Röhrwasser aus dem königlichen Mühlgraben bei der Hochplauenschen Mühle. Die Gräfin Zinzendorff hatte dies Röhrwasser in zwölf Theile zerlegen lassen, sodaß auch benachbarte Grundstücke von hier aus mit Wasser versorgt werden konnten. Auch ging durch den Garten von Alters her eine steinerne Schleuse zur Abführung des Regen- und Schneewassers aus den an der Kaitzbach gelegenen Feldern; sie mündete in eine durch die Lange Gasse nach der Elbe zu gehende Schleuse.

Zinzendorffs im Jahre 1706.

Um die möglichste Ausnutzung der Gebäude zu erreichen, nahm Winkler ziemlich umfangreiche bauliche Veränderungen vor. Zuerst setzte er auf das vormalige Waschhaus einen Stock auf und richtete ihn zu sechs Miethwohnungen ein: 1715 waren fünf davon bewohnt. Dann ließ er in den Jahren 1728 und 1729 auf dem Platze des abgetragenen Dietrich’schen Hauses ein Wohngebäude aus Stein und Holz mit Ziegeldach vom Grund heraus neu aufführen; die Baukosten betrugen 7366 Thaler. Auch in diesem befanden sich Miethsräume.

Ferner wurde der auf dem alten Taube’schen Garten ruhende Bierschank, der während der kurfürstlichen und der Zinzendorff’schen Besitzzeit wahrscheinlich nicht ausgeübt worden war, unter Winkler schwungvoll betrieben. Winkler hatte ihn an den Schänkwirth Johann Georg Beutner verpachtet. Diese Gartenschänke war sehr belebt und oft ging es dort recht toll her. Schon 1704 war der Zulauf des Volkes groß; Torgauer und anderes fremdes Bier wurde dort geschänkt. Die benachbarten Schänkhäuser aber waren verödet und leer; ihre Besitzer führten Beschwerde beim Rath und baten, das Schankrecht des Zinzendorff’schen Gartens zu untersuchen. Der Saal wurde zu Hochzeiten, Schmausereien und anderen Versammlungen um Geld hergeliehen. Auch Spieltische wurden dort gehalten, selbst Sonntags während der Kirche. Die Spieler waren meistens Militärs, und die Spiele, die sie trieben, nicht die harmlosesten, so das Basse Billard oder Scheffelspiel[1]. Zweimal, 1712 und 1722, sah sich der Rath genöthigt, gegen solchen Unfug einzuschreiten. Die Tanzmusiken, die im Saal stattfanden, erfreuten sich guten Zuspruchs und arteten oft in Ueppigkeit und Zügellosigkeit aus. Sonntags war damals das Tanzvergnügen in der Stadt untersagt und nur auf den umliegenden Dörfern gestattet. Winkler aber pochte im Oktober 1718 auf eine mündliche Zusage des Königs, die ihm derselbe bei einer Anwesenheit im Garten im Beisein des Grafen Vitzthum und Geheimraths von Watzdorf gegeben habe. Auf Vortrag des Raths entschied der König gegen Winkler.

Ueberhaupt hatte Winkler viel Reibereien mit Behörden und mit Privatpersonen. Er war eine händelsüchtige und rohe Soldatennatur, leicht zu Uebergriffen geneigt. Ueberall suchte er seine Ansprüche und seinen Nutzen, selbst auf gewaltthätige Art, durchzusetzen und war wenig bekümmert um fremden Schaden. So z. B. brach er die Schleuse aus, die durch seinen Garten ging, so daß das Wasser bei Regen und im Winter übertrat und in den Gärten der Nachbarn Sümpfe bildete.


  1. Vergl. über dieses Zedler’s Universal-Lexikon XXXVIII, Seite 1621.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/170&oldid=- (Version vom 30.4.2024)