Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Erster Band.pdf/230

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

31) Dienstag. Rietschel hat Förster für diesen Nachmittag zu einer Fahrt nach dem Plauenschen Grund eingeladen. Die Frau nimmt Antheil und ich werde auch mitgenommen. Wir fahren bis zum Steiger, kehren dann um und lassen uns in Grassis Villa nieder. Die Unterhaltung ist sehr lebhaft, berührt Cornelius letzte Anwesenheit in München, Kaulbachs Pinakothekbilder, vor allem aber wird Rietschels Gruppe, Schiller und Goethe, besprochen. Rietschel wehrt sich gegen den Mantel und beharrt überhaupt in der Aufrechthaltung seiner Auffassung, für welche auch ich mein Urtheil abgebe.

Juni.

3) Freitag... Es besucht mich der Maler Tobiaschofsky aus Wien, der mir Grüße von Führich bringt. Er ist einer der vier, bei der Umgestaltung der Wiener Akademie provisorisch angestellten, dann wieder entfernten Professoren. Jetzt geht er als kaiserlicher Pensionär nach Rom mit Aufträgen des Kaisers auf moderne Schlachtenbilder, er, der vorzugsweise und mit Vorliebe bisher nur religiöse und geschichtliche Bilder aus der Vorzeit gemalt hat. Das heiß’ ich die Kunst unterstützen! – Spaziergang über den Zwinger nach Neustadt, wo ich mir den Neubau der katholischen Schule und Kirche betrachte, dann die Bautzner Straße hinaus bis zum Elysium, wo ich der Ruhe der Aussicht und der Bierkaltschale mich hingebe. Bei herrlichem Sonnenuntergang sehe ich den untern Weg an der Elbe zurück, lasse mich ins altstädtische übersetzen und schlendere durch die Promenaden nach Hause...

4) Samstag. Da Regierungsrath Schulz mich gestern Abend aufsuchte, aber nicht zu Hause fand, der Hausfrau aber mittheilte, er wolle mich sprechen wegen eines Transparents, welches die Akademie bei Gelegenheit der Vermählungsfeier des Prinzen Albert aufstellen solle; so suche ich Schulz diesen Morgen bei guter Zeit auf und finde ihn. Schulz wünscht, daß ich den Entwurf machen möchte, und wir einigen uns über einen Gedanken. Außerdem ist auch noch der Vorschlag von ihm gemacht worden, ein Album zu überreichen, welches Beiträge der hiesigen selbständigen Künstlerschaft enthalten soll. Rietschel und Hähnel stellen sich bei der Versammlung der Galerie-Kommission ein, um diese Angelegenheiten mit den Mitgliedern derselben zu berathen. Beide Gegenstände werden vorläufig festgestellt. Ueber das Transparent soll bei einer Zusammenkunft von Schulz, Rietschel, Hähnel und mir Abends 6 Uhr Näheres über den Platz, wo dasselbe aufgestellt werden soll, ausgemacht werden; was das Album betrifft, so übernimmt jeder von uns eine Anzahl Künstler, welche er zur Theilnahme aufzufordern übernimmt. Oehme, Prof. Bähr und Papperitz, welche auf meinen Antheil fallen, suche ich am Nachmittag auf und finde sie bereitwillig, Beiträge zu liefern. Um 6 Uhr treffen die Genannten sich pünktlich auf der Terrasse und einigen sich dahin, das Transparent am westlichen Eingang des Ausstellungsgebäudes aufzustellen. Ich unternehme es, den Entwurf zu dem Gemälde zu machen, unter der Bedingung, daß Hähnel, welcher bereits eine sehr gute Idee dazu angegeben hat, diese in flüchtigen Linien aufzeichnet und mir zur Disposition stellt.

5) Sonntag... Am Abend bringt mir Hähnel einige flüchtige Linien, die allerdings nur einen Theil des Bildes, die oberen Parthien, mir deutlich machen können, mich aber doch in Stand setzen ans Werk zu gehen. Morgen soll das geschehen.

6) Montag. Vom frühen Morgen an bin ich bei der Arbeit und bleibe ohne Unterbrechung dabei bis zum Abend. Hähnel, den ich gebeten hatte zu kommen, findet den ganzen Entwurf schon ziemlich im Reinen. Wir verabreden uns wegen der Architektur, mit der ich selbst mich nicht befassen kann. Meine Aufgabe ist jetzt, die vier Bilder etwas größer für die ausführenden Maler durchzuarbeiten. Die Zeichnung zu dem großen Mittelbild will ich als Beitrag zu dem Album für das hohe Brautpaar darbringen.

7) Dienstag. Da Prof. Nicolai nicht in Dresden ist, so übernimmt Arnold die Ausführung der Architektur. ...

9) Donnerstag. Während Sachße das Mittelbild durchzeichnet, bringe ich die Zeichnung zum oberen halbrunden Bilde, zu welchem Hähnel den Entwurf gemacht hat und das die Harmonie, Amor und Psyche darstellt, ins Reine. Hähnel, den ich für den Abend beschieden habe, ist zufrieden. ...


Ein Gedicht auf des Kurfürsten Moritz Tod.

In R. Kades Aufsatz „Kurfürst Moritz in der Kunst“ auf Seite 61 flg. dieser Blätter wird unter den uns bekannten fünf Gedichten auf die Schlacht bei Sievershausen ein solches von Thomas Wintzer aus Dresden erwähnt. Einer der seltenen Originaldrucke dieses Gedichts ist kürzlich von unsrer Stadtbibliothek erworben worden. Es führt den Titel: Die Historia der vnglückseligen Schlacht, zwischen, Hertzog Albrechten Marggraffen zu Brandenburg, vnd dem Durchlauchtigsten vnnd hochgebornen fürsten, vnd Herren H. Hertzog Moritzen Churfürsten, zu Sachsen etc. sampt seinem tode vnd begrebnis. Auffs new in reim zugericht, vnd beschrieben im MDLIII. Jar. Durch Thomam Wyntzer von Dresden. Gedruckt Bey Jacob Berwald (Leipzig 1553. 18 Bll. 4o). Der in Leipzig aufhältliche Verfasser hatte die Dichtung auf Grund mündlicher Erzählungen von Augenzeugen zuerst in lateinischen Versen abgefaßt, auf vielseitigen Wunsch aber gab er sie dann in deutscher Uebersetzung heraus und widmete diese in einem vom 25. Dezember 1553 datirten Vorwort dem Rathe seiner Vaterstadt Dresden. Dichterischen Werth hat das Werkchen so wenig wie die meisten derartigen Erzeugnisse dieser Zeit. Sein Reiz besteht in der eingehenden, gemüthvollen Schilderung der Begebenheiten und der Stimmungen. Wir geben daraus den


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/230&oldid=- (Version vom 20.5.2024)