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Der Beer am Bäwmn auffsteigen wolt,
Bald er auch zu dem Wasser trolt,
Vnd thet sich allda wiedr erfrischn,
Bald ins Faß auch gar hienein wischn:
Mit Boltzn auff jhn man schosse zu,
An keinem ort hatte er ruh.
Aber die Hund wurdn los gelassn,
Etliche thetn den Ochssn anfassn,
Etlich lieffn auf den Beern hienein,
Die Jäger auffm Marckt theten schreyn,
Vnd hetzten die Hund weidlich an,
Ihr Jägrhörnlein sie klingen lan:
Der Ochs auff die Hund vmb sich sties,
Der Beer sich auff sein Tatzn verlies,
Vnd setzet sich fein darzu niedr,
Die Riedn schlug er da hin vnd wiedr.
Welche warn vbr den Ochssen her,
Ließn ab, vnd lieffn auch zu zum Beer,
Vnd kamm zu hülf ihrn armn geselln,
Die er so kunt zu boden felln:
Englische Hundt auch zu hülff kamn,
Vnd sich der armen Riedn annahmn:
Die Beernbeißr kamen auch darzu,
Vnd ließn ihm nunmehr keine ruh:
Da hielt es mit dem Beeren hart,
Ob er zwar keiner müh nicht spart,
Sondrn mit seim Rachn, vnd Klawen gros,
Bald diesm, bald jenem gab ein stos:
Doch war es geschehn vmb sein lebn
Weil jhm so viel thetn widerstrebn,
Die jhn steiff hieltn, auch so viel zeichn
An seine Haut theten darreichn.
Als nun der Beer fast vberwundn,
Vnd in dem Kampff must liegen vntn:
Siehe, mit einem Jägerspieß
Der Churfürst selbst den Beern durchsties:
Zur Erden er drauff sincken thet,
Vnd starb in seim Blut an der stet:
Die alda drauff bestellet sein,
Trugen jhn in ein Haus hienein.“

Es wird hierauf weiter geschildert, wie ein Wildschwein von einem Hofnarren erlegt wird, wie ein Bär einen mit Werg ausgestopften Mann zerreißt und wie Bären, Schweine und Hunde gegen einander losgehen. Dann fährt die Dichtung fort:

„Es war auch ein Beer vnterm hauffn,
Welcher gar nicht außm Kastn wolt lauffn,
Er machts in der Clauß ziemlich lang,
Weis nicht ob jhm war worden bang,
Von dem Geschrey das man da hört,
Odr ob jhn sonst was hett bethört,
Man thet mit Stangn auff jhn zustossn,
Ich gleub fürwahr er merckt den Possn,
Bißweilen hub er an zu Brummn,
Es halff abr nichts, er must raus kommn:
Da er nun endlich herfür kam,
Seinen Weg er zur Wand zu nam,
Vnd thet an den Heusern herschleichn,
Vnd sich fein an die Wände schmeichn,
Offt gieng er an die Thürn hienan,
Als ob er da wolt klopffen an.
Mit Boltzen man jhn schiessen thet,
Nichts dest wenigr er langsam geht,
Biß man auff jhn die Hunde lies,
Die jhm fein kunden machen Füß,
Vnd auff der Erden vmbher schleiffn,
Biß er auffn letzten Loch thet pfeiffn.
Als nun Zehn Beeren warn gejagt,
Auch so viel Schweine, wie man sagt:
Siehe, vnsr Gnedigstr Herr alsbald,
Die Jägerpursch ohn auffenthalt
Auffm Marckt zusammen kommen hies,
Damit man nun die Jagt abblies:
Jetzt warn sie da, jetzt bliessen sie,
Solchn brauch hab ich gesehen nie:
Sein Churfürstlich Gnad selbst darbey
Sein Jägerhörnlein lies hören frey,
Jhr Hüte sie abzogen all,
Vnd bliessen mit frölichem schall.
Frantzösisch Hörnr mit Silber schön,
Theten da geben ein gethön.
Da nun endlich alls war verricht,
Ein jeds zu Haus sich wiedr verfügt.“

Seine ganze „Beschreibung der Churfürstlichen Kindtauff vnd Frewdenfests zu Dreßden“ schließt Pezold mit den Worten:

„Also sey diesr Beschreibung end,
Der Leser sie zum besten wend.“

Diesem Wunsche des „Dichters“ schließen wir uns an.

Dr. O. Richter. 


Ein Brief des Generals von Thielmann
an Hofrath Böttiger 1811.[WS 1]

Von den weniger bekannt gewordenen sächsischen Männern und insbesondere Dresdnern, die während des Jahres 1813 in hervorragender Stellung dafür eintraten, daß König Friedrich August der Gerechte die Sache Napoleons verlasse und zu den Verbündeten übergehe, ist die fesselndste Gestalt der Generallieutenant Freiherr von Thielmann. Als Sohn des kurf. sächs. Oberrechnungsrathes Thielmann 1765 zu Dresden geboren, hatte er auf der Meißner Fürstenschule und im elterlichen Hause eine gute, wissenschaftliche Ausbildung erhalten. 1782 folgte er seinem inneren Drange und trat ins sächsische Heer als Fahnenjunker ein. Seine guten Dienste im Jahre 1809 brachten ihm die Beförderung zum Generallieutenant, seine Thaten 1812 die Erhebung in den Freiherrnstand. 1813 versuchte er, die sächsische Armee zu den Verbündeten hinüberzuführen; als dies mißlang, trat er in das russische Heer ein und betheiligte sich am Kampfe gegen Napoleon.

Zum Verständnisse des im Folgenden abgedruckten Briefes seien einige Bemerkungen vorausgeschickt.

Hofrath Böttiger, 1806 aus Weimar nach Dresden als Studiendirektor der Pagerie und als Oberaufseher

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/81&oldid=- (Version vom 27.4.2024)