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gleich siehet, so ist in dem Wohnhaus unten nichts mehr als ein Kuchen und Gewölbe daran wol zugericht, aber oben ist nichts mehr als ein bloßer Sall und hat ziemlich feine schuttboden, die seint aber auch so gar wol nicht gehalten, und ist nicht wol hinauff zu kommen, denn es enge Stiegen hat. Sonsten hat es keine Stuben, oben allein an der Seiten; wie man im Wohnhaus hinein und dann, wann man ufn Sall gehet, ist gar ein kleines Stüblein und ein Kemmerlein; dergleichen will die Gartenmauer an der Kunatin Seiten auch einfallen, wie sie denn sehr gestüzet ist, daß einer also noch etwas stattliches darein verbauen konnte. Weil ich denn hierin euern Rat gern hören wollte, als habe ich auch beneben Zufertigung gedachtes Ponickens Schreibens zu versuchen nicht wollen unterlassen, und gelangt demnach an euch mein freundliches Bitten, weil euch gleichwol dieser Gelegenheit solches Gartens zum teil bekannt, und der Plan darzu nicht sehr groß ist, auch noch viel darin zu bauen und zu bessern von nöten, ihr wollet mir hierinnen euer Bedenken mitteilen und, was mir zu thun sein möchte, schriftlich verständigen, domit ich dorauff die von Ponickaw hinwieder zu bescheiden haben mege, das bin ich hinwieder freundlichen zu verdienen willig und thue euch hiemit Gott dem Allmächtigen in seinen Schutz treulichen befehlen. Dat. Dreßden, den 31. Julij Anno etc. im 74.
(Hauptstaatsarchiv, Cop. 376b III, 104, 185, 187, 197, 255, 267. Vergl. auch Loc. 8844. Justizsachen in Churf. z. Sachsen Vormundschaft 1601, I. 150 ff.)
Professor Dr. Georg Müller.  


Die Einrichtung einer Eilpostverbindung
Berlin-Dresden-Prag-Regensburg 1653.

Der Reichstag, der im Jahre 1653 und 1654 als der erste nach den Wirren des 30jährigen Krieges in Regensburg zusammentrat, hatte zahllose und dringende Geschäfte und Streitfragen zu erledigen. Von außen waren die Grenzen im Osten und Westen bedroht; im Innern hatten die einzelnen Stände die verschiedensten Gravamina gegen einander vorzubringen. Mit Rücksicht auf die durch einen längeren Aufenthalt in Regensburg entstehenden Kosten war nur der kleinste Theil der Fürsten persönlich erschienen, trotzdem daß der Kaiser beim Ausschreiben den Ständen mittheilte, daß er sich in seinem Hofhalte am Reichstage die größte Sparsamkeit zur Pflicht machen würde.

Um so wichtiger war es, möglichst schnell Nachrichten von dem Stande und Fortgange der Verhandlungen zu erhalten, namentlich für diejenigen Fürsten, die besonders kräftig ihre und des Reiches Interessen vertraten. Unter diese gehörte auch der Kurfürst von Brandenburg. Der kursächsische Gesandte meldete über die Stimmung in Paris nach Dresden: „Man lobt an diesem Hofe Kurbrandenburg als den einzigen deutschen Fürsten, welcher mit Eifer für die Erhaltung der Reichsfreiheit handelt“. Mit großer Spannung erwartete und verfolgte man daher in Berlin die Berichte über die Verhandlungen, und doch dauerte die Beförderung der Depeschen über Leipzig nach Regensburg und umgekehrt 9 bis 10 Tage.

Da schrieben denn die brandenburgischen Geheimen Räthe Fritz Graf zu Waldeck, Hans Georg Gans Edler Herr zu Putlitz, Thomas von dem Knesebeck, Otto von Schwerin und Johann Tornow am 2. März 1653 an die kursächsischen „Geheimbten Räthe“: Sie hätten gehört, daß die sächsischen Depeschen zweimal wöchentlich in 4 Tagen über Prag nach Regensburg befördert würden. Wenn der Kurfürst Johann Georg die Erlaubniß ertheilte, daß die sächsische Post auch die preußischen Depeschen mit aufnehme, so beabsichtige der Kurfürst von Brandenburg seine Briefe durch expresse Reiter nach Dresden zu schicken, was nur ungefähr 24 Stunden Zeit kosten würde. Sollte aber der Kurfürst von Sachsen die Erlaubniß nicht ertheilen, so solle er wenigstens dem Posthalter zu Leipzig Befehl thun, die Briefe schneller zu besorgen.

Bereits am 9. März antwortete die sächsische Regierung, der Leipziger Postmeister habe schon Befehl erhalten, die Bestellung der brandenburgischen Depeschen möglichst zu beschleunigen. Sollte aber der Kurfürst von Brandenburg die Besorgung über Dresden vorziehen, so sollten die Postsachen so eintreffen, daß sie von den Dienstag Abend und Sonnabend abgehenden Postboten mitgenommen werden könnten.

In einem Schreiben vom 15. März theilten die brandenburgischen Räthe mit, daß der Kurfürst sich für die Beförderung der Briefe über Dresden entschieden habe. Zum Anschlusse an die sächsische Post werde er reitende Trabanten nach Zossen, Dahme, Kirchhain, Elsterwerda, Großenhain und Dresden verlegen. Zugleich wiederholten sie ihre Bitte um möglichst schnelle Beförderung der Briefe und suchten darum nach, daß die brandenburgischen Reiter sowohl Nachts als Tags in Kursachsen unaufgehalten passiret und an den genannten Orten für ihr Geld aufgenommen und beherbergt würden. Sie fügten hinzu, daß der Kurfürst die Bemühungen der sächsischen Geheimbten Räthe bei allen Occasionen zu erkennen nicht unterlassen würde.

Aber auch die kursächsischen Gesandten bemühten sich bei ihrer Regierung um Verbesserung ihrer Postverbindung mit Dresden. So beantragte der Legationssekretär Johann Christoph Schurz eine bessere Bezahlung der Postmeister zu Peterswalde und Außig, damit sie die Briefe nicht mehr durch Boten zu Fuß, die leicht angefallen werden könnten, sondern durch Reiter über Lowositz nach Prag befördern könnten.

(Vgl. Hauptstaatsarchiv in Dresden. Loc. 10226. Herrn Johann Christoph Schurzens Schreiben. Bl. 69. – Loc. 10224. 2. Buch, Reichstag zu Regensburg. Bl. 32, 34, 53 – H. Stephan,


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/93&oldid=- (Version vom 28.4.2024)