worden und noch ist mir nichts zu Gesichte gekommen, um das ich hätte werben mögen. Was Palme betrifft, so hat dieser allerdings ein Paar Gemälde fertig; die aber, wenn sie nicht schon an die Kirchen abgegeben sind, welche sie bestellten, doch dieser Tage gewiß dahin abgehen werden. Was mich anbelangt, so habe ich unter den früher vollendeten Cartons nichts, was Euch nicht bekannt oder nicht so vergraben wäre, daß ich es herbeizuschaffen außer Stande bin. Solltest Du der Meinung sein, daß die Reihe der Zeichnungen, welche ich zu den Homerischen Hymnen gemacht habe, hinreichendes Interesse darbiethen, so stelle ich diese gern zu Eurer Disposition, um meinen guten Willen zu bezeugen. Meine Frau würde auf die hier ausgesprochene Erklärung hin die zwölf großen Zeichnungen, von denen je drei immer zu einem Hymnus gehören, und dann die drei kleineren, die mit den größeren apart gelegt sind, ausliefern[1]. Die übrigen in derselben Mappe, aber nicht oben, liegenden Zeichnungen halte ich zurück. Eine versuchsweise mit Bleistift geschriebene Inschrift an einer Zeichnung zum Hymnus an Apollo kann weggewischt werden.
Theurer Freund, da ich gerade an Dich schreibe, so erlaubst Du wohl einer Angelegenheit zu erwähnen, welche die Gallerie betrifft und welche ich bitte unsern verehrten Collegen Bendemann und Hübner zu empfehlen. Meine Frau schreibt mir, daß von neuem im Anzeiger das Verlangen aufgestellt werde, die Gallerie bis 4 Uhr Nachmittags offen zu halten und daß auf die bestehende Einrichtung als auf eine Krähwinkliade hingewiesen werde. Ich hatte vor meiner Abreise ein Paar Erwiederungen entworfen, welche ich Hofrath Schulz zur beliebigen Benutzung übergab, die damals allenfalls zur Veröffentlichung hätten geeignet sein können. Ob die eine oder andere zum Druck befördert worden ist, weiß ich nicht, jedenfalls dürfte jetzt eine ordentliche Darlegung der Verhältnisse nöthig sein. Das Geeignete nun zu verfügen und zur Ausführung zu bringen möchte ich hiedurch den sehr verehrten Mitgliedern der Galleriecommission dringend empfohlen haben. Nicht wahr Du bist so gut Deinen Nachbarn in den Villersschen Häusern[2] nebst meinem herzlichen Gruß mein Anliegen mitzutheilen. Ich kann natürlich von hier aus in der Sache nichts thun. –
Hier ist kürzlich auch die von den Düsseldorfern angeregte, von den hannöverschen und sächsischen Künstlern aufgenommene Angelegenheit einer Empfehlung der deutschen Kunst an den deutschen Reichstag zur Sprache gekommen und, wie ich höre, ist man dabei, eine Adresse zu entwerfen. Ich bin überzeugt, daß der allein würdige Standpunkt, von welchem aus etwas geschehen könnte (abgesehen davon, ob jetzt der rechte Zeitpunkt ist, einzuschreiten), der ist, von welchem die Sache der Kunst als eine der Volks-Bildung und -Erhebung wichtige Angelegenheit sich darstellt. Vom Standpunkte des Interesses der Künstler aus darf die Sache nicht genommen werden. Es handle sich um die Kunst und nicht um die Künstler. Das was die Künstler dem Volke zu geben haben, nicht das, was sie von ihm haben möchten (Beschäftigung, Nahrung), sei der Gegenstand der Empfehlung.
Nun nochmals meinen herzlichsten Dank für das herrliche Geschenk, was Du meiner Frau gemacht hast, die gewiß ganz empfindet, was sie an dem Werke Deiner Hand besitzt und – Gott befohlen! Haltet fest zusammen, wo es gilt, dem Unwesen steuern, das mit so furchtbarer Gewalt auf uns hereinstürmt und das ein gnädiger Gott uns bisher in seinen Folgen und Wirkungen erscheinen läßt im Nachbarlande Frankreich zur Darnachachtung.
Grüße die Freunde, wie Du selbst herzlich begrüßt bist von Deinem
München den 29t. Juni 1848.
Nach allseitiger Rücksprache ist es nun bestimmt, daß die Stunden für die jungen Mädchen bei Herrn Dr. Schäfer[4] stattfinden und Montags von 10–11 oder 12–1 und Mittwochs von 11–12 Uhr. Die Tochter des Staatsraths Adelson[5] ist krank, und überhaupt kränklich, so daß sie wohl nicht Theil nehmen wird, doch wünscht es Grahl für seine Tochter[6], die aber noch jetzt auf Besuch in Berlin ist, und die ersten Tage im Mai zurückkehrt. Ich habe Herrn Dr. Schäfer gefragt, ob es ihm recht sei, daß der Beginn der Stunden bis zu Montag den 7. Mai ausgesetzt werde. Geht er drauf ein, so mag es dabei bleiben, da ich voraussetze, daß es Dir wohl auch recht sei. Es nehmen demnach vier Theil. Nach dem Honorar kannst Du Dich vielleicht am besten durch Deinen Schwager Blochmann erkundigen.
Montag früh.
- ↑ Die Auslieferung erfolgte tatsächlich, wie ein noch vorhandenes, mit dem Datum „Sonnabend früh“ bezeichnetes Briefchen Rietschels an Schnorrs Gattin beweist.
- ↑ An der Bürgerwiese, wo Bendemann und Hübner wohnten.
- ↑ Wahrscheinlich 1849 geschrieben.
- ↑ Arnold Schäfer, später Professor der Geschichte an der Universität Bonn.
- ↑ Nachmalige Gattin des Dresdner Architekten Nicolai.
- ↑ Marie, nachmalige Gattin des Malers Rethel.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/263&oldid=- (Version vom 4.12.2024)