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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/264

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11[1].

Trotzdem, daß Du, lieber Schnorr, auf meinen Göthe subscribirt hast, so mußt Du mir erlauben, Dich nicht als einen solchen betrachten zu wollen, und zu können; nimm die Kleinigkeit als einen Tribut meiner Freundschaft und Verehrung an, der Dir doch, da Du Dein Gefallen darüber geäußert, auch ohne Subscription ins Haus geflogen wäre.

Herzlichst
Dein E. Rietschel.     

     Donnerstag früh.


12.
Theurer Freund

Hat Dir nicht König aus München in seinem Briefe eine Beschreibung seines hier auszustellenden Cartons beigefügt? Ich möchte sie gern haben, um sie, theils abgeschrieben an den Carton anheften zu lassen, theils einen Titel für den Catalog zu erlangen[2].

Bitte sei so gütig mir sie zu schicken.

Ich hoffe, die Luft thut Dir gut, und Deine Genesung schreitet vor.

Mit herzlichen Wünschen treulichst
Dein E. Rietschel.     


13.
Liebster Freund

In beifolgendem Blatte der deutschen Lehrerzeitung ist ein Herzenserguß über Deine Bibel in Bildern von meinem lieben alten Pastor Trautschold[3], der für Dein Werk begeistert ist, und es durch Wort und That gern verbreiten möchte. Der Redakteur hat ihm dies eine Blatt zugeschickt, und Trautschold möchte, daß Du es lesest und es ihm (durch mich) wieder zusendest. Vieles ist im Gedicht gar herzlich und wahr ausgesprochen, wenn auch gar manches für die prosaische Form sich besser eignete. Könntest Du dem alten lieben Mann in einer Zeile ein freundliches Wort sagen, würdest Du ihn, glaub ich, sehr glücklich machen. Doch sei dies nicht eine Nothwendigkeit, wenn es eine große Zumuthung an Dich wäre.

Schicke mir es heut oder morgen wieder zu.

Herzlichst der Deine
E. Rietschel.     

     Freitag früh.


14.
Liebster Schnorr

Du magst ja entschuldigen, wenn ich mir heut erlauben mußte, in Dein Atelier[4] die für die Göthe- Schillergruppe bestimmte Drehscheibe einzuquartiren. Ich hatte selbige Ende dieses Monats erwartet, sie kam unverhofft und unangemeldet heut an, und ist so groß und schwer (einige 20 Ctr. Gewicht), daß ich sie nirgends unterzubringen wußte. Ich hoffe, sie wird Dich (in einer Ecke Deines Ateliers) nicht beengen, und mir magst Du die scheinbare Willkühr verzeihen, doch zu Dir konnt ich nicht erst um zu fragen, und ich wußte im Voraus, Du würdest mir’s nicht abschlagen.

Deine Schüler waren zugegen.

Herzlich grüßend
Dein E. Rietschel.     

     Mittwoch.

15[5].
Stadt Rom, Abends 7 Uhr.     
Liebster Schnorr

Da ich noch heut Abend nach Pillnitz per Droschke fahren will und Dich nicht besuchen konnte, so wollte ich Dich herzlich bitten Veranstaltung zu treffen, daß morgen Sonnabend halb 10 Uhr Rauch die Gallerie[6] besuchen kann, ich werde mit ihm hinkommen. Wirst Du auch da seyn? Es wäre dies allerdings gar schön.

Mit herzlichem Gruß

     in großer Eil

Dein E. Rietschel.     


16[7].
Liebster Schnorr

Obwohl ich jetzt aus- und ins Atelier gehe, wage ich doch nicht heut Abend der Prämienvertheilung beizuwohnen, da es auf der Terrasse so zugig und die Abendluft rauher ist. Da ich schon das letztemal nicht im Academischen Rath gewesen, so wäre mir es lieb, wenn Du dem Geheimen Rath[8] den Grund meines Wegbleibens aussprächst. Zugleich würde ich Dich

bitten, die kleine goldne Medaille für Schwenk statt


  1. Das Datum ergibt sich aus einer Tagebuchaufzeichnung Schnorrs vom 14. Februar 1850.
  2. Gustav Königs Brief trägt das Datum „München den 21. Juni 1852“. Am 25. Juli sah Schnorr in der Dresdner Ausstellung seinen Carton „Die Verkünder des Christentums in Deutschland im 8. Jahrhundert“.
  3. J. G. Trautscholds Gedicht erschien in Druck in der Deutschen Lehrerzeitung vom Jahre 1853 und nochmals in seinen „Dichterischen Blütenzweigen und Sinnblumen aus dem Garten der biblischen Menschheit“ (Saalfeld 1858) S. 221–224.
  4. Schnorrs Atelier auf der Brühlschen Terrasse wurde Rietschel angewiesen, als jener ein Atelier am Museumsgebäude erhielt. Am 14. Oktober 1853 kündigte Schnorr seinen Schülern laut einer Tagebuchnotiz an, daß sie in einigen Tagen das alte Atelier räumen müßten, damit die Einrichtungen für Rietschel beginnen könnten.
  5. Geschrieben, wie sich aus Schnorrs Tagebuche ergibt, am 14. September 1855.
  6. Nach eben beendeter Übersiedelung in das neue Museum noch vor Eröffnung für das Publikum.
  7. Vermutlich am 4. Dezember 1856 geschrieben.
  8. Kohlschütter.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/264&oldid=- (Version vom 5.12.2024)