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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/33

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war Revue. An der Jeßnitz, wo das Gut 271/2 Acker besaß[1], war ein „Hornwerk“ erbaut, welches eine Besatzung von 13 Kompagnien erhielt. Eine „fast unglaubliche Menge Zuschauer, zu Pferde, fahrend und zu Fusse“ folgte den Attacken und Ausfällen. „Den 14. speiseten Ihro Königl. Hoheiten, die Prinzen Xaver und Carl, bei des Herrn General-Lieutenants, Fürsten Eugen von Anhalt-Dessau Durchl. in dero Feld-Quartier zum Wilden Mann.“ Am 15. ward die Verschanzung mit Sturm genommen[2].

Schwere Zeiten brachen an, als der Siebenjährige Krieg Dresden und seine Umgebung heimsuchte. Besitzerin des Gutes war zu dieser Zeit eine Obrist-Leutnantin von Leipziger. Im Jahre 1756 veräußerte sie zwei Drittel des sogenannten Taubischen Weinbergs, der mit dem Karpzovischen (und dem „herausgerückten“ Strobelischen) zusammen die Weinbergsflur des Vorwerks und dessen eigentlichen Kern gebildet hatte[3]. Noch unter Frau von Leipziger hatte sich diese Flur von der Großenhainischen Straße bis zur Trachenschlucht oder dem „grünen Zipfel“[4] (dem früheren Pieschener Hohlwege) erstreckt.

Am 4. September 1759 fand zwischen dem zum Entsatz Dresdens herbeieilenden preußischen General von Wunsch und österreichischen Truppen „bei dem Trachenberge ohnweit Dresden“ eine Aktion statt, wobei Kroaten die Gegend des Wilden Mannes besetzten[5] und die folgende Zeit besetzt hielten[6].

Seit dem Frühjahr 1760 war von den Österreichern das rechte Elbufer bis Serkowitz und Boxdorf stark verschanzt worden. Im Juli zog die preußische Armee von Weißig und Bühlau an Dresden vorüber nach Serkowitz, um dort über die Elbe zu gehen. Am 21. Juli spielten sich heftige Kämpfe zwischen Übigau und der Heide ab[7]. Wer aus den Berichten jener Zeit die Verluste Dresdens kennen lernt, den wird es nicht wundern, wenn das sich selbst überlassene Vorwerk wie die anderen Besitzungen, der „Heller“ und die „Baumwiese“, die Schädigungen, welche es in diesen Zeitläuften erfuhr, erst nach langen Jahren überwand. Die Besitzerin war seit dem Beginn des Krieges ohnehin mit Abtrag ihrer Erb- und Röhrwasserzinsen in Rückstand geblieben, „sehr öfters erinnert, auch mit der einzulegenden militärischen Execution bedrohet worden“, hatte aber jedesmal „wegen derer erlittenen Preuß- und Österreichischen Schäden und Verwüstungen sich entschuldigen und auch durch ihren Gerichtshalter den Accis-Inspectoren Baudissin Vorstellung tun lassen“. Die Weinpfähle des Gutes waren ohne Ausnahme weggenommen und verbrannt, die erbauten Feldfrüchte von den Armeen fouragiert und alles dergestalt entzogen worden, daß Frau von Leipziger selbst „sogar an denen Subsistenzmitteln Gebruch“ leiden mußte. Hierzu kam, wie 1772 erwähnt wird, daß durch die 1753[8] bei Gelegenheit des Campements aufgeworfenen Schanzen die Grundstücke beinah gänzlich unbrauchbar gemacht worden seien, „gestalt denn der gute Boden unten und der schlechte oben lieget“.

Das Röhrwasser des Gutes, das hier erwähnt wurde, hat vermutlich von Erbauung der Gebäude an bestanden, da des Röhrwassers in der jungen Heide bereits in einem Manuskript des Kurfürsten August[9] gedacht, auch später zwischen dem alten und dem neuerfundenen Röhrwasser daselbst unterschieden wird[10].

Die Lasten, mit denen die Grundstücke „über alle Maßen“ beschwert waren, betrugen nach dem Siebenjährigen Kriege 137 Schock, die mit 27 Thalern 14 Gr. 2 Pf. Quatember-Steuern, 16 Talern 21 Gr. 8 Pf. Kavallerieverpflegung und mehr denn 25 Talern Erbzinsen und Konzessionsgeldern jährlich an die Amts-Steuereinnahme abzuführen waren[11]. – Nachdem das Gut kurze Zeit im Besitz der Frau Bergrätin Starke gewesen, tritt uns Frau Johanna Rosine verehelichte von Zittwitz, die im Jahre 1777 auch das letzte Drittel des Taubischen Weinbergs veräußerte[12], als Erbgerichtsherrin auf dem Wilden Mann entgegen. Frau von Zittwitz war es, welche die Verlegung des Gasthauses zum Wilden Mann von seinem ursprünglichen Standorte am Herrenhause nach der Großenhainer Straße unter mancherlei Schwierigkeiten durchführte. Es ist uns in den Akten, die von 1772 ab hierzu ergingen, eine unbeholfene Zeichnung des ursprünglichen Zustandes erhalten mit einer bescheidenen Andeutung des Torwegs und ebenso einfacher Wiedergabe der Gebäude – damals


  1. Intraden 1759/60.
  2. Schuster und Franke, Gesch. d. sächs. Armee II, 69–71. Kursächs. Hofkalender von 1754.
  3. Pieschner Kaufbuch von 1759 Bl. 15 und 19.
  4. Akta über die Anlegung des Grund- und Hypothekenbuchs für Trachenberge (Neustädter Amtsgericht).
  5. „Plan der Aktion, welche den 4. September 1759 zwischen einem Kaiserl. Königl. und einem Königl. Preußischen Corps bey dem Trachenberge ohnweit Dresden vorgefallen.“ (Karte im Besitz des Archivrat Dr. Lippert.)
  6. Dresdner Geschichtsblätter 1904, S. 246.
  7. Mitt. d. V. f. Gesch. Dresdens 5./6. Heft, S. 138, 147, 158 u. a. O.
  8. In den Akten steht irrtümlich 1755.
  9. Mscr. Dresd. K. 19, 108. Intraden 1602/3 Bl. 204 u. a. O.
  10. Dort wo der Rennsteig die Reichenberger (Großenhainer) Straße schnitt, befand sich das Waldzeichen „an leerhabener Trenk“ (an die Waldhutungen der Dörfer erinnernd), wohin das Wasser aus der Mertswiese (1575 Mertens Wiese) abfloß. Der leerhawische (lierhab’sche) Weg zu Wilschdorf dürfte damit im Zusammenhang stehen. Mertswiese heißt die Gegend jetzt noch.
  11. Ratsarchiv C. XLI. 12 Bl. 80.
  12. Trachauer Kaufbuch 1740 Bl. 550.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/33&oldid=- (Version vom 3.12.2024)