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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/280

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Kette von Beziehungen in der Abstufung von Freundschaft, amtlichem und literarischem Verkehr und Gönnerschaft: denn auch als Gönner und Förderer hat er vermöge seiner angesehenen Stellung sich häufig und gern bethätigt und manche seiner engen Beziehungen, wie die mit David Schirmer und wohl auch mit Adam Krieger, gehen in ihrem Ursprung darauf zurück.

Da er sehr frommen und gläubigen Sinnes war, stellte er sich namentlich mit der Geistlichkeit sehr gut. Auch unterhielt er einen regen Verkehr mit einer Gesellschaft ungenannter frommer Leute, Männer wie Frauen, die allsonntäglich zusammenkamen und nach der Weise jener glaubensfesten Zeit in Anknüpfung an das Evangelium allerlei erbauliche Reden führten. Buläus nennt diese Zusammenkünfte „Versammlungen der Heiligen“; er rühmt an Brehme neben den Tugenden der freundschaftlichen Gesinnung, der Leutseligkeit, Hilfsbereitschaft, Barmherzigkeit vor allem seine aufrichtige Frömmigkeit und seinen kirchlichen Sinn, die sich im regelmäßigen Kirchenbesuch, in der freundschaftlichen Verehrung der Diener der Kirche und in der fleißigen Lektüre der Bibel und theologischer Schriften bekundeten. Sein frommer Sinn ist schon in seiner Jugendzeit sichtbar in der regen Theilnahme für das geistliche Lied und für Erbauungsliteratur: er kennt schon damals und preist in Versen das „geistreiche Gesangbüchlein“ Luthers, das weitverbreitete „Paradiesgärtlein“ des „großen“ Johann Arndt († 1621), das „Gebetbüchlein“ Josua Stegmanns († 1632), Philipp Kegels „geistliche Andachten“. Auch mit den 1573 erschienenen Psalmen Ambrosius Lobwassers († 1585) hatte er sich beschäftigt. Wie sich seine Theilnahme immer mehr und mehr dem geistlichen Gebiet zuwendet, ist recht gut aus dem Inhalt seiner Schriften zu erkennen. Seine erste Liedersammlung von 1637 enthält fast durchweg weltliche Poesie; geistliches Gepräge tragen außer den Versen auf obige Andachtsschriften nur zwei Lieder, von denen noch dazu das eine „Daß es umsonst sei, ohne Gott was anzugeben“ auf den weltlichen Wunsch, sich zu beweiben, hinausgespielt ist. Aber schon die Gedichtsammlung von 1640 enthält in zwei ungefähr gleichen Theilen getrennt an erster Stelle die geistlichen, an zweiter die weltlichen Gedichte. Nach der Vollendung des Romans von 1647, der aber im Plane ja noch bedeutend früher fällt, verstummt der weltliche Sänger in ihm ganz: der Erbauungsschriftsteller und geistliche Dichter gewinnt vollständig die Oberhand. Aus den erbaulichen Unterhaltungen in den erwähnten sonntäglichen Zusammenkünften schöpfte Brehme die Anregung, dergleichen Gespräche abzufassen und niederzuschreiben, die, wie er sagt, „warhafftig so ergangen“ „jedoch nicht von Wort zu Wort“. Auf vielseitiges Drängen, namentlich der Geistlichen, entschloß er sich, diese Erzeugnisse zu veröffentlichen. Es sind die dem Rath zu Dresden zugeeigneten „Christlichen Unterredungen“, die auf drei Bände anwuchsen, erschienen Dresden 1659–1660. Für die Form haben ihm dabei als Vorbild gedient die zu ihrer Zeit weit berühmten „Gesprächsspiele“ G. Ph. Harsdörffers (acht Bände, Nürnberg 1641–1649), in denen der Verfasser in loser Gesprächsform und breitestem Plauderton hundert und tausend Dinge verschiedener Art mit eingestreuten eigenen Gedichten vorbrachte, in der Absicht, den geselligen Verkehr der Deutschen zu beleben und zu veredeln. Diese Form wendet Brehme hier auf das religiöse Gebiet an, gleichfalls in der Absicht, die Geselligkeit, aber nach der religiösen Seite hin, zu beeinflussen. Er geht von dem jeweiligen Sonntagsevangelium aus und läßt die Rede dann in buntester Reihe über alle möglichen Dinge hinschweifen. Meistens schließt er mit einem selbstverfaßten geistlichen Lied ab, sodaß diese zusammengenommen eine ganz stattliche Sammlung ergeben. Dem heutigen Leser dieser Gespräche kommen sie vor wie ein in einer wässerigen religiösen Brühe angerührter langer Brei von allerhand Bestandtheilen, aus dem man mit einigem Aufwand von Mühe hie und da allenfalls einen spärlichen Brocken von sittengeschichtlichem Werth auffischen kann. Aber zu seiner Zeit hat er damit wohl annähernden Erfolg wie Harsdörffer gehabt. Harsdörffer selbst beglückwünscht ihn mit den Versen:

Ueber alles Gott vertrauen,
Christum lieben, loben, ehren,
Seine sichren Wege lehren,
Auf ihn bauen,
Lehrt uns mit erleuchtem Geist
Christi Namens Erb und Kind,
Wie uns sein Gesprächbuch weist.

„Christi Nahmens Erb“ ist ein Anagramm des Namens Christian Brehme. Und Gotthilf Treuer stellt ihn neben Harsdörffer. In der Form der „Christlichen Unterredungen“ ist auch das 1659 erschienene Büchlein gehalten „Ein auff den Churfürstlichen Geburtstag mit eingerichtetes Gespräche“. – Seit 1660 hat er sich nicht mehr als Schriftsteller bethätigt. Die wachsende Last der Geschäfte im Rath hat ihm allmählich immer mehr die Möglichkeit solcher Bethätigung geraubt.

Seine letzte Amtsperiode als regierender Bürgermeister war schon sehr durch die Leiden gestört, die ihn in den zwei letzten Lebensjahren quälten und schließlich verhältnißmäßig frühzeitig in den Tod führten. Podagra und Steinleiden mit vielen Begleiterscheinungen untergruben seine Gesundheit von Grund aus. Endlich am 28. August 1667 wurde er fest aufs Krankenlager geworfen und am 10. September früh 8 Uhr durch den Tod erlöst. Am 15. September wurde er mit

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/280&oldid=- (Version vom 24.8.2024)