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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/48

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VI. Jahrgang          1897          Nr. 3.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Nummern im Umfange von 1½ bis 3 Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang 3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.


Johann Christoph Glaser,
Kurfürstl. Sächs. Kriegsrath und Professor beim
adeligen Kadettenkorps († 1773).
Vortrag, gehalten von Rektor Dr. Otto Meltzer.

Für das Rathsarchiv ist unlängst eine Sammlung von Papieren aus dem Nachlaß des im Jahre 1773 hier verstorbenen vormaligen Kriegsraths und Professors beim Kadettenkorps Johann Christoph Glaser erworben worden.[1] Der Mann hat für seine Zeit eine gewisse Bedeutung gehabt, und so mag der Versuch wohl angebracht sein, auf Grund dieser Unterlagen, zu denen sich in Akten des Königlichen Hauptstaatsarchivs[2] mancherlei Ergänzungen finden, sowie seiner gedruckten Schriften ein Bild von seinem Lebensgang und seiner Wirksamkeit zu entwerfen.

Geboren war er zu Breslau den 5. Dezember 1690. Sein Vater starb dort im Jahre 1728 als Erbsaß und chymischer Laborant auf der Freiheit der Malteser-Commende Corporis Christi und war, wie sein uns erhaltenes Testament zeigt, nicht ganz unvermögend. Aus seiner ersten Ehe mit Barbara Scheibel stammte außer unserem Johann Christoph noch ein jüngerer Sohn Namens Johann Christian, der 1753 als Dr. med. und praktischer Arzt in Breslau verstorben ist. Ueber einen unmündigen Sohn zweiter Ehe, der beim Tode des Vaters noch vorhanden war, erfahren wir nichts Weiteres; jedenfalls ist er vor 1766 und, gleich dem zuvor Genannten, ohne Nachkommenschaft gestorben. Die Familie war evangelischen Bekenntnisses.

Vorgebildet auf dem Magdalenengymnasium seiner Vaterstadt, bezog Johann Christoph Glaser im Jahre 1713 die Universität Jena, um Rechtswissenschaft zu studiren. Betreffs seiner Ausbildung in denjenigen Wissenschaften, die ihn besonders anzogen und in denen er seine Bedeutung gewinnen sollte, sagt er, er habe im 9. Jahre durch einen Lehrmeister in öffentlichen Stunden rein mechanisch die Anfangsgründe des Zahlenrechnens gelernt, im 16. und 17. Jahre in entsprechender Weise „von einem sonst nachforschenden Manne in allerhand Wissenschaften, der zum Zeitvertreib von der Ingenieurkunst Profession machte“, etwas Geometrie nebst Feldmessen und etwas Trigonometrie. Auch einiges von der Fortifikation habe er sich zuerst auf diesem Wege angeeignet. Im Uebrigen habe er Niemandes mündlichen Unterricht in der theoretischen oder praktischen Mathematik empfangen, sondern sich alles Weitere durch eigene Bemühung erworben; und er gedenkt dabei mit besonderem Danke der Schriften Chr. Wolffs und Leonhard Christoph Sturms. In Jena hat er, wie es in einem ihm später zu Halle ausgestellten Zeugnisse heißt, in die neun Jahr denen Studiis obgelegen, worunter wir allerdings zugleich zu verstehen haben, daß er mit der Zeit auch als Informator gewirkt und private Vorlesungen gehalten hat. In Adelungs Fortsetzung zu Jöchers Gelehrtenlexikon wird berichtet, daß er Beiträge zu den


  1. Geschenk des Herrn Dr. von Bötticher in Bautzen.
  2. Dergl. besonders: Das Ingenieurkorps betreffend, Vol. I (Loc. 1080), Bl. 121–154; Vol. 2, Bl. 113 f., 145 f.; Vol. 3, Bl. 209 f; Vol. 6 (Loc. 1081), Bl. 69–79, 149 ff. – Die Adel. Compagnie Cadets betreffend, Vol. 4a (Loc. 1069), Bl. 8; Vol. 4b (Loc. 1070), Nr. 35 – Verwendungen, Requisitiones etc. betreffend, Vol. 2 (Loc. 2975), Bl. 50–55, 76–90; Vol. 12 (Loc. 2976), Bl. 27 f., 86 f. – Die dem Ober-Consistorio anbefohlene Communication gewisser.... Acten betreffend (Loc. 6404), durchgängig.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/48&oldid=- (Version vom 10.6.2024)