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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/47

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Eine Hinrichtung 1548.
Dem namhaftigen Ambrosien Erich Amptschossern zcu Dresden unsern guten Freunde.

Unser freunthlich Dinst zcuvorn. Namhaftiger gutter Freundt. Uf ewer an uns gethane Frage sprechen wir Scheppen zcu Leiptzk vor Recht. Wurde Hans Schuman, dovon ewer Frage meldet, uf seinem bescheenen Bekentnis vor Gerichte freywilligk vorharren ader des sunst wie Recht uberweiset werden, das er seine eigene leybliche naturliche Mutter, welche schwangers Leybes gewest, vorsetzlich aus boßem Willen darumb, das sie einen andern Man genohmen und aus Nachlassunge des Erbherns die Muelh, darauf sein Vater gewohnet, behalten, als sie bey der Nacht in eyne Radestuben ihres naturlichen Stulganges gangen, inß Wasser gestoßen, das sie under ein Radth getriben und aldo umbkommen, so wirt derwegen ungeacht seines Vorwendens in einen Sack mit einer Katzen anstadt eines Affen und einem Haine[1], Hunde und Schlangen genehet und inß Wasser geworfen und ertrencket, von Rechts wegen. Zcu Urkunde mit unserm Insigel vorsigelt.

Scheppen zcu Leipzk. 

Montags Elizabet des XLVIII. Jhares der minder Zcal hat meyn gnedigster Churfurst Herzog Moritz eine Poyert[2] aufm Margkte bevohlen ufzcuschlagen und so balde der arme Sunder nach seinem Bekentnus vor peinlicher Anclage vorurtelt, solt ihn der Scharfrichter darauf fuhren, in einen lidern Sack stecken, dornach den Hundt, Katze, Hain und Schlange ann eine Stange binden und zcu ihm in den Sacken stecken, das idermenniglich hette sehen konnen, darnach den Sack feste zcubinden und vorpichen, nochmals auf die Schleiffe legen und zur Stadt auf die Elbbrucke furen, dornach in die Elbe werffen sollen. Weil aber bedacht, in solcher Peinlickeit in Vorzcweifelung mocht fallen, domit nicht Leyb und Sele ewiglich verlorn werden, ist solchs abgeschaft und entlich befohlen, das er auf eine Schleiffe gebunden, auf die vier Ecken des Margkts gefurt, daselbest hinden und forme mit Zcangen gerissen, dornach nauß uf die Brucke gefurt, in den lidern Sack gestackt, die obgedachte Thir zcu ihm neingethan und einen Stein, darnach den Sack zcugebunden und oben vorpicht, leczlich also in die Elbe geworffen. Ist der Sack ufgesprungen am understen Orte, der Hundt raußkommen kegen Aldendresden geschwommen und die Kacze auch raußkommen underm Blockhause rauß geschwommen, das ander ersoffen. Got gnade seiner Sehlen.

          Actum Montag Elizabet 1548.

(Aus dem Criminalbuche der Stadt Dresden 1517-1558, Bl. 207.)


Vereinsangelegenheiten.
Jahresbericht für 1896.

Außer der Vierteljahrsschrift „Dresdner Geschichtsblätter“, von der nunmehr der erste, fünf Jahrgänge umfassende Band vollendet vorliegt, hat der Verein im verflossenen Jahre ein Werk „Erinnerungen aus dem alten Dresden, 24 Ansichten alter, um die Mitte unsers Jahrhunderts abgebrochener Baulichkeiten, nach Aquarellen von F. A. Kannegießer, auf 14 Lichtdrucktafeln“ veröffentlicht und an die Mitglieder vertheilt. Auf die beste Bearbeitung des Themas „Schriftthum und Buchdruck in Dresden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts“ ist ein Preis von 600 Mark ausgesetzt worden; Bewerbungsarbeiten sind bis zum 1. Oktober 1899 beim Vereinsvorsitzenden einzureichen. – Vorträge wurden gehalten am 29. Januar von Vermessungsdirektor Gerke über die Kartographie der Stadt Dresden, am 19. Februar von Professor Dr. Georg Müller über Pfarrer D. Eysenberg als Gerichtsherrn von Poppitz, am 18. März von Geh. Rath a. D. Dr. Freiherrn von Biedermann über Unterhaltungen der Dresdner Künstler (in der „Montagsgesellschaft“) 1849–1852, am 15. April von Generalmajor z. D. Freiherrn von Friesen über die Friesen als Besitzer von Königsbrück, am 14. Oktober von Rathsarchivar Dr. Richter über den Tod George Bährs, des Erbauers der Frauenkirche, am 11. November von Rektor Professor Dr. Meltzer über Kriegsrath J. Chr. Glaser, Professor der Fortifikation am Kadettenkorps († 1773) und am 9. Dezember von Professor Dr. Müller über die Kirchenpolitik des Kurfürsten August. – Am 11. Mai veranstaltete der Verein eine Besichtigung des ehemahligen Marcolinischen Palais, jetzigen Stadtkrankenhauses, unter freundlicher Führung des Herrn Geh. Rathes Dr. med. Fiedler. Am 17. September wurde die Katholische Hofkirche besichtigt, nachdem Herr Bildhauer Schäfer daselbst Erläuterungen zur Baugeschichte der Kirche gegeben hatte. Den üblichen Frühjahrsausflug unternahm der Verein am 31. Mai unter Betheiligung von etwa 70 Mitgliedern nach Kamenz. Dort wurden nach einem Frühstück im „Goldnen Hirsch“ die Sehenswürdigkeiten der Stadt, namentlich die Kirchen und die im Rathhause untergebrachten Sammlungen, sowie die bekannte Weiße’sche Koniferenzüchterei besichtigt. Am Nachmittag vereinigte man sich zu einem Mittagsmahl auf dem Hutberge; daran nahmen auch die Herren Bezirksschulinspektor Fink und Bürgermeister Dr. Feig aus Kamenz theil, die sich in liebenswürdigster Weise der Führung des Vereins unterzogen hatten. – Von den Mitgliedern sind 5 verstorben und 5 ausgetreten, dagegen wurden 65 neu aufgenommen; am Jahresschlusse betrug die Mitgliederzahl 488, ist aber seitdem bereits auf 512 gestiegen. Die Einnahmen des Vereins beliefen sich auf 3384 Mk. (darunter 300 Mk. Beitrag der Stadtgemeinde, 2970 Mk. Mitgliederbeiträge, 268 Mk. Erlös ans Veröffentlichungen), die Ausgaben auf 4599 Mk. (darunter 1830 Mk. Herstellungskosten des Lichtdruckwerks „Erinnerungen“, 1456 Mk. Druckkosten des dreifachen Heftes der „Mittheilungen“, 760 Mk. Aufwand für die „Geschichtsblätter“ u. s. w.). Das Vereinsvermögen beziffert sich nach Deckung des Fehlbetrags am Jahresschlusse auf 957 Mk. 43 Pf.


  1. Hahn
  2. Bühne
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/47&oldid=- (Version vom 10.6.2024)