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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/46

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„Und nachdem hierauf binnen kurzer Zeit die Glocke auch inwendig vollends in die Höhe weiter hinauf an ihren gehörigen Ort gebracht und nachmals dero Stuhl gleichfalls in vorigen Stand gesetzet worden, daß also das ganze Geläute nunmehro seine Richtigkeit erlanget, inzwischen auch S. Churfürstl. Durchl. wiederumb vier neue Geschütz an der vorigen Stelle dahin gnädigst verschaffen lassen, so ist hierauf Verordnung geschehen, daß den 30. Nov. als am ersten Adventsonntage zum glücklichen Anfange des neuen Kirchenjahres frühe morgens alsbald nach 4 Uhr nebenst Lösung obgemelter vier Geschütz das völlige Geläute zum ersten Mal gezogen.... worden....“

1674 wurde am 24April auf den Thurm der Knopf mit dem Kreuz und der Fahne („auf welcher der heilige Geist in Taubengestalt mit ausgebreiteten Flügeln abgebildet und auf dessen Kopfe drei halbelligte Flammen nebeneinander zu alleröberst stehen“), zusammen 71/2 Ellen hoch, aufgesetzt, dann das Kupferdach und das mit „vergülten Blumen gezierte“ eiserne Geländer des Umgangs hergestellt, „ingleichen auf den Ecken des öbersten Gemäuers die vier Erzengel von klaren weißen Stein in Lebensgröße gebildet (wiewohl selbige schon des vorigen Jahres am 6. Okt. von dem Bildhauer Johann Abraham Walthern, einem guten Künstler und hiesigen Bürger, verfertiget und anstatt derer vorigen an diese Stelle geschaffet gewesen, welcher auch die andern obgedachten satanischen Statuen zugerichtet) nunmehro auch vollends binnen solcher Zeit nach und nach vollkömmlich ausgeputzet worden; worbei dann zu notiren, daß auf der vördern Seite nach der rechten Hand gegen dem Markt oder Mitternacht der Engel Gabriel mit einer vergüldeten Lilie an einem grünen Zweige in der rechten Hand, auf der andern vördern Seite aber zur Linken gegen Mittag der Engel Michael mit einem blinkenden vergüldeten Schwert, solches in seiner rechten Hand über die Achsel zum Schlage fertig haltende, ferner auf der hintern Seite zur linken Hand gegen Mittag der Engel Raphael mit einem vergüldeten Wanderstabe in seiner rechten Hand und endlich gegenüber zur rechten Hand nach Mitternacht der Engel Uriel mit einem Räucherfasse an einer vergüldeten Ketten, jedweder auf einem Postament zu stehen kommen.

Ingleichen ist auch binnen solcher Zeit ein ganz neu Uhrwerk an des vorigen Stelle wieder geschaffet, mit einem Gehäuse oder Kämmerlein von Bretern verschlagen und denn vermittelst desselben der Weiser am 21Sept. angefangen wiederumb gangbar zu werden. Nichts minder sind inzwischen auch inwendig bis auf den öbersten Sims des Gemäuers die Böden zugerichtet und vor künftige Feuersgefahr dergestalt verwahret worden, indem zu unterst starke Zimmerhölzer dicht aneinander gefüget, dann ein halb Ellen dickes Esterich darauf geschlagen und ferner dasselbe oben noch mit großen starken und hierzu sonderlich zugerichteten viereckigten Tafelziegeln beleget worden{Nowrap|....}}

Wie nun in denen folgenden drei Wochen die annoch übrige und hinterstellige Arbeit an Auspflasterung der Estriche, Verfertigung derer Eingebäude und dergleichen auch vollends verrichtet, also daß der ganze Bau, welchen der damalige Bürgermeister und Brückenamtsverwalter Tit. Herr Paul Zincke vom Anfang bis zu Ende dirigiret und glücklichen vollbracht, vom 29. Aprilis Anno 1669 an, da der Brand geschehen, innerhalb 51/2 Jahren zur völligen Reparatur und endlichen Perfection gelanget, so ist den 29Nov. am ersten Adventsonntage in der Ambtspredigt{Nowrap|....}} eine allgemeine Danksagung incidenter abgeleget worden durch den Herrn Superintendenten.

Anno 1675. Damit nun nach überstandenen diesen hochwichtigen und kostbaren Thurmbau, welcher 16 709 Gulden 16 Gr. 11/2 Pf.[1] zu stehen kommen, es im übrigen an einem noch wenigen nicht ermangeln möge, sondern alles in vollkommenen Stand gesetzet werde, so ist im folgenden Sommer dieses Jahres nicht allein an oftbesagten Kreuzthurm unten über der großen Kirchthür das steinerne Sims- und Bildwerk, welches sowohl bei dessen Reparirung als auch sonsten sehr beschädiget gewesen, allerdings wieder ausgebessert und renoviret, sondern auch das ganze Kirchendach umb und umb wieder neu umbgedecket, ingleichen inwendig das Kirchengewölbe und Wände allenthalben von Staub und Spinneweben gesäubert und absonderlich im Chor des hohen Altars auf beiden Seiten die uralten unscheinbaren langen Stühle, so noch von denen päpstischen Chormessen hergerühret, gänzlichen abgeschaffet und an deren Stelle andere neue und mit schönen geschnitten Bildwerk, auch anmuthigen Farben und Golde gezierten Stühle, welche anstatt derer vorigen zu Beichtstühlen zu gebrauchen viel bequemer angerichtet, angeschaffet und dardurch, wie der Augenschein bezeuget, der inwendige Schmuck und Zierde dieser Kirchen umb ein merklich Großes verbessert worden.

Der grundgütige Gott wolle diese liebe Kirche nebenst ihrem Thurm sich in seinen gnädigen Schutz befohlen sein lassen und dieselbe bei dem Gebrauch des reinen Worts Gottes und der heil. Sacramenten bis an das Ende der Welt in ihrem bisherigen Flor beständig erhalten, auch sambt der ganzen Stadt und Lande vor dergleichen Feuersnoth und allem andern Unfall jederzeit väterlich bewahren, umb unsers einigen hochverdienten Herrn und Heilandes, auch treuen Mittlers und Vorbitters Jesu Christi willen. Amen! Ita vovet

Christian Tannenbergk.“ 

  1. Die ausgelassenen Ziffern ergänzt nach B. II. 3. BL. 99.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/46&oldid=- (Version vom 7.6.2024)