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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/62

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wichtig und einen Theil der Zeit widme ich dem Lesen der betreffenden Stellen und wesentlichen Aenderungen der gestern nur flüchtig hingeworfenen Skizze. Nun wird das Blatt aber gut.

November.

1) Donnerstag.... Peschel nimmt nun doch den ihm von mir angebotenen Platz in meinem Atelier an, um sein Altarbild daselbst zu malen. – Mit Schirmer überlege ich etwaige Verbesserungen in der Aufstellung der Gemälde. So leicht ist es nicht, es besser zu machen, und es nur anders zu machen, Andern zu gefallen, dazu habe ich keine Lust. Im Rubens Saal wollen wir das Bildniß des Antonis Moro an der Wand der Spanier, zu denen er halb und halb gehört, aufstellen. Das wird ein Gewinn sein.

2) Freitag. Am Schlusse der Hübnerschen Einleitung zu dem Katalog kommt er auch auf die Uebersiedelung zu sprechen, und da wird mir doch nicht ganz gut dabei zu Muthe. Er spricht von der Mitwirkung der Galerie-Kommission, welche damals eigentlich gar nicht existirte (Herr von Quandt hatte sich von Anfang an grundsätzlich jeder Thätigkeit entzogen, welche in Beziehung stand zum neuen Museum; Bendemann war zu seiner Erholung in Tirol); dann spricht er von der „anerkennungswerthen“ Weise, in welcher der Umzug bewerkstelliget worden sei. Gegen Abend bringe ich dem Herrn Minister das Manuscript zurück, rühme, was zu rühmen ist, weise aber auch auf die eben bemerkte Unrichtigkeit hin....

8) Donnerstag.... In der Leipziger Zeitung ist nun auch der dritte Artikel über unser Museum (von Hettner), welcher von der Aufstellung der Gemäldesammlung handelt, erschienen. Er enthält nur Lob, und es ist des Ruhmes auf mich nur zu viel gehäuft, so daß ich hier abwehren muß, während ich mich den Hübner’schen Aussprüchen gegenüber zu schlecht bedacht finde.

12) Montag.... Im Atelier ist viel Leben. Zumpe beginnt nun auch die Ausführung seiner Kreuzabnahme in Farben, überhaupt malen jetzt die meisten meiner Schüler, und darüber bin ich froh.

14) Mittwoch. Der Minister hatte mir gestern einen Brief des Grafen Vitzthum, sächsischen Gesandten in Madrid, zugeschickt, in welchem derselbe über ein Bild von Murillo, die heil. Marina darstellend, berichtet, welches um eine verhältnißmäßig geringe Summe (2000 spanische Dollars) zu haben wäre.... Was den Ankauf des Murillo anbelangt, so finde ich bedenklich, ohne ganz zuverlässige Vermittelung ein solches Geschäft abzuschließen; ohndem liegt Murillo zunächst nicht in unserer Richtung. Ich kann nicht zu diesem Ankauf rathen.

17) Samstag.... Trotz der großen Störungen bringe ich meine Durchzeichnung der Komposition „Der Herr straft durch Mose das Volk für seine Abgötterei“ zu Stande. Es ist das ein grausames Bild, gehört aber nothwendig in die Reihenfolge der Erziehungsakte des halsstarrigen Volkes.

18) Sonntag.... Abends besuche ich den Nachbar Rietschel, den ich mit den Seinen und einigen Freunden, in Erinnerung des gestrigen Tages[1], recht fröhlich und zufrieden finde. Ich habe auch Gelegenheit ihm zu gratuliren für Empfang des Ordens der Ehrenlegion, welchen er jetzt aus Veranlassung der Pariser Ausstellung empfangen hat.

22) Donnerstag.... Abends kommt viel Gesellschaft zusammen: Gaber und Frau, die Brüder Amsler, Alb. v. Zahn, Roquette und was zum Haus gehört. Das Album der Hausfrau wird vorgelegt und natürlich bewundert.

26) Montag.... In der Augsb. Allgem. Zeitung ist erwähnt (auf eine für mich und mein Werk übrigens sehr ehrende Weise), daß in Mecklenburg meine Bibel zu Schulzwecken nicht geeignet befunden und die Anschaffung und Anwendung derselben verboten worden ist.


Kosten einer Reise von Leipzig nach Heidelberg
im Jahre 1573.

Joachim von Mordeisen, der älteste Sohn des 1572 verstorbenen Dr. Ulrich von Mordeisen, des rühmlich bekannten Kanzlers des Kurfürsten Moritz, sollte zu Michaelis 1573 die Universität Heidelberg beziehen. Magister Wichmann Cossel, wohl sein bisheriger Informator, war beauftragt, ihn dorthin zu bringen, und ihnen beiden schloß sich noch ein junger Adeliger an, Junker Crauerland von Bernstein. Sie nahmen bei einem Leipziger Fuhrmann eine Kutsche mit drei Pferden, zu deren Bedienung außer dem Kutscher noch ein Stalljunge mitfuhr. Die Reise von Leipzig bis nach Heidelberg dauerte vom 10. bis zum 20. September, am 21. wurden die beiden Junker an der Universität inskribirt, am folgenden Tage trat der Magister die Rückreise an und am 1. Oktober traf er wieder in Leipzig ein. Zur Deckung der Reisekosten hatte er von Barthel Scherl, einem Verwandten des jungen Mordeisen (dessen Mutter eine geborne Ursula Scherl aus Leipzig gewesen war), 50 Thaler mitbekommen, der junge Bernstein hatte 25 Thaler beigestenert, aber die Zehrung belief sich auf 87 Thaler 6 Groschen, so daß der Anschlag um 12 Thaler 6 Groschen überschritten wurde. M. Cossel stellte bei seiner Rückkunft ein genaues Verzeichniß der Ausgaben auf und fügte diesem als Belege die Rechnungen von sämmtlichen 34 Gasthöfen, wo sie gespeist und übernachtet hatten, bei. Diese Schriftstücke (im Dresdner Rathsarchive unter A. XXIV. 67 a. aufbewahrt) sind für die Kenntniß des Reisens in damaliger Zeit nicht ohne Werth. Zahlreiche Namen von Gasthöfen sind uns darin überliefert. Bemerkenswerth ist es, daß in keiner der vielen Gasthausrechnungen ein


  1. An diesem Tage hatte sich Rietschels älteste Tochter Adelheid vermählt.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/62&oldid=- (Version vom 10.6.2024)