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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/74

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Holzschnitt den Impuls zu seinen Illustrationen erhalten hat. Richter selbst wird hiergegen Einsprache thun....

14) Freitag.... Ein Geistlicher in Magdeburg Namens Danneil schickt mir als Beweis von Wohlwollen seine Schrift „Das Kirchenjahr der Schule“ nebst einem sehr freundlichen Schreiben zu.

15) Samstag. Rietschel’s Geburtstag.... An das Deutsche Kunstblatt sende ich eine Berichtigung der in dem Artikel über Bürkner enthaltenen unrichtigen Angabe, nach welcher die Bilder zu der Bibel „meist von tüchtigen Schülern Bürkners“ geschnitten worden sein sollen. Aus Bürkners Atelier sind 28 Blätter hervorgegangen, die übrigen 56 sind theils von Gaber selbst, theils in dessen Atelier, theils von auswärtigen Xylographen geschnitten worden.[1] – Im Museum finde ich die zu einer Extra-Sitzung vereinigte Galerie-Kommission. Ich hatte dieselbe zusammengerufen, um ein altniederländisches Gemälde (Roger van der Weyden), das in des Malers Wichmann Händen sich befindet und uns zur Ansicht zugestellt wurde, zu betrachten und zu beurtheilen. Das kleine, den Gekreuzigten mit der Mutter, Johannes und Magdalenen darstellende Bildchen erschien Allen von großem Werth und als ein Gegenstand, der für unsere Galerie wo möglich erworben werden sollte. Der Preis ist 500 Thaler und erscheint nicht zu hoch, wenn auch eine Ermäßigung gewünscht werden müsse.... Der Prinz Georg, dem ich vor ein Paar Tagen gesagt hatte, daß wir das Bild sehen würden, stellt sich im Museum ein, während wir versammelt sind, und hat die Gnade, mit uns das Bild zu betrachten.... Geh. Rath Dr. Weinlig überreicht heute Abend unserm Rietschel die große goldne Medaille (50 Dukaten), welche von der Pariser Jury demselben als Preis für seine Leistungen zuerkannt worden ist.... Die Künstler Dresdens nehmen von dieser Preisertheilung und dem Geburtstag Veranlassung, dem Gefeierten ein Fackelständchen zu bringen. Von Rietschel ziehen sie dann zu Richter, welchem Weinlig ebenfalls die Medaille überreicht hatte. Bei Rietschel bleibt dann Weinlig nebst Frau und Kindern den Abend, und auch wir sind von der Gesellschaft, in der es bis gegen 11 Uhr heiter zugeht.

16) Sonntag. Meine Sonntagsruhe, was seit langer Zeit schon so viel heißt als meine Sonntagsarbeit, wird durch einen Besuch des Stadtrath Lampe aus Leipzig unterbrochen, welcher mich um allerlei unser Museum Betreffendes befragt und mir über die eingegangenen Pläne für das Leipziger Museum Bericht erstattet. Ein Plan, welcher als besonders zweckmäßig erkannt wird in Beziehung auf den vorhandenen Baugrund, auf den Zweck des Gebäudes und die ökonomischen Verhältnisse, nimmt sich im Grundriß, den mir Lampe skizzirte, wunderlich genug aus; doch habe ich großen Respekt vor dem Zweckmäßigen und Vernünftigen, und wenn der Plan sich als solchen erweist, mag ich nichts dagegen sagen.

21) Freitag. Schon vor 9 Uhr bin ich im Schloß. Ich finde in dem Empfangszimmer der königlichen Wohnung (die erst in diesen Tagen bezogen worden ist) die Herren von der Baukommission des Museums, Landbaumeister Hänel, Amtsbauverwalter Beuchel und Hofbaumeister Krüger, welche mit Ritterkreuzen bedacht worden sind. Hübner kommt erst nach mir. Wir werden einzeln vor den König gerufen, um uns zu bedanken. Der König ist gegen mich sehr freundlich. Er führt mich in sein prachtvolles und dabei sehr gemüthliches Arbeitszimmer....

24) Montag. Heiliger Abend. Schirmer hat das erwähnte Gemälde von Roger van der Weyden[2]für 400 Thaler von Wichmann erhandelt.

27) Donnerstag.... Im Museum erscheint als bald nach meinem Eintreffen daselbst auch Herr von Quandt, der begierig war, unser neu erworbenes Bild zu sehen. Er will es dem alten Roger van der Weyden nicht zugestehen, findet es aber, je länger er es betrachtet, je schöner und ist mit dessen Erwerbung sehr zufrieden.

28) Freitag.... Konferenz des akademischen Rathes {Nowrap|....}} Das Gutachten, das über den Raub an Kaulbachs Reinecke von Seiten des Münchner Advokaten gewünscht wird, wird entschieden gegen Leutemanns Ausgabe ausfallen.

29) Samstag.... Nachmittag begebe ich mich in das Atelier des Hofbaumeister Krüger, um, seiner Einladung folgend, das Modell zu der architektonischen Einfassung des Rafael zu sehen. Das Modell befriediget mich vollkommen.

30) Sonntag.... Als weitere Sonntagsarbeit beschäftiget mich eine Komposition, die mir bei Lesung der Danneil’schen Weihnachtsbetrachtungen eingefallen ist, darstellend: die Hirten, die ersten Weihnachtsprediger.


Todtenschau.

Christian Paul Emil Jacobi, Dr. med., Kgl. Leibarzt, Generalarzt I. Kl. und Korpsarzt, geb. in Kaditz bei Dresden 8. Juli 1835, gest. 1. Januar 1897 Rähnitgasse 18. – Innerer Neustädter Friedhof.


  1. Die im Deutschen Kunstblatt 1856 Nr. 8 S. 72 abgedruckte Berichtigung lautet: „Von der Bibel in Bildern wurden in Bürkners Werkstatt geschnitten 28 Blätter, von A. Gaber selbst 26 Blätter; in der Werkstatt dieses Meisters 16, von auswärtigen Formschneidern 14 Blätter“.
  2. Nr. 800 des Galerie Katalogs.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/74&oldid=- (Version vom 11.6.2024)