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Lichtblonde Liederlein“ – so würde sie auch diese Poesien bezeichnet haben, und sie sind damit richtig gekennzeichnet. Und gewiß war es richtige Einsicht, wenn Hans auf der Wallfahrt, wie die meisten seiner Jugendkameraden, z. B. Straube, dem Dichten Valet gesagt hat; wenigstens hat er, so viel wir wissen, weder unter seinem geborgten noch unter seinem wirklichen Namen späterhin Verse veröffentlicht. Immerhin werden diese Lieder als literar-historisches Dokument eines gewissen Interesses nicht ermangeln.

Die letzten zwei Dichtungen, die wir (als Nr. 4 und 5) den Stücken aus der „Wünschelrute“ hinzufügen, hat Gotthardt aus einem handschriftlichen Protokoll der Dichter-„Gilde“ veröffentlicht (Hamburger Nachrichten Nr. 21 u. 27, 1914) – er hielt es freilich mit Unrecht für das Manuskript der „Wünschelrute“; doch scheint er diese seltene Zeitschrift nicht eingesehen zu haben, sonst würde er nicht drei dort gedruckte Stücke als „bisher ungedruckt“ neu geben, darunter auch die Ballade „Der Kranz im Rhein“ (unten Nr. 3).

Vielleicht waren die Gedichte für die unterbliebene Fortsetzung der Zeitschrift bestimmt. Jedenfalls ist ihr Inhalt bemerkenswert: das erste zeigt die Vorliebe für altdeutsche Bildkunst (wovon ja auch die „Wünschelrute“ durch hervorragende Beiträge Kunde gibt), das zweite ist eine eigenartige Verbindung von Antike und Romantik. Das Stoffliche ist nicht völlig überwunden, die Idee nicht ganz rein durchgeführt, auch herrscht noch zu viel schwärmerische Phrase und Wortschwelgerei, aber Aschylos-Shakespeare, aus der Asche des Phönix erstehend, ist ein Bild, das der Kühnheit des jungen Dichters Ehre macht. Zugleich zeugen alle Beiträge dieser Göttinger „Meistersinger“ davon, daß sämtliche Mitglieder die Ideale des „Tugendbundes“ hochhalten: Reinheit, Freiheit und Vaterland!


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Eduard Arens: Wer ist „Hans auf der Wallfahrt“?. München: Parcus, 1919, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Arens_Wer_ist_Hans_auf_der_Wallfahrt_68.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)