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wohlhabenden Männer bestand, entschloß sich mit vieler Großmuth und Uneigennützigkeit einen Haustax zu legen; einen Haustax wovon bey weitem die gröste Last auf die Großen und Reichen fällt, und von dem der halbe Staat Pennsylvanien kaum so viel wird bezahlen müssen, als die einzige Stadt Philadelphia; und doch murren die Landleute, ja sogar fluchen sie drüber, und die Stadtleute bezahlen diesen Tax williglich weil sie die Sache einsehen, wie sogar nothwendig er sey.

Wer war aber schuld daran daß dieser Tax nothwendig wurde? Ich antworte wieder — die Franzosen. Der Congreß konte sich nicht anders helfen; Er mußte auf das bleibende Wohl der Staaten sehen; Er fand sich daher genöthigt, solche Maßregeln einzugehen, die ihm selbst schmerzlich fielen, und doch mit solcher Bitterkeit von eben denen getadelt werden, die Ihm den größten Dank, für seine Uneigennützigkeit, seine Sorgfalt, seine Vaterlandsliebe, und seine Schonung der armen Bürger schuldig sind.


Und nun Deutsche Männer und Mitbürger,

Was denkt ihr von den vielen Lügen, die man über obige Gesetze und Maßregeln in eure Ohren gebellt hat? — Lügen und Verleumdungen, die so gottlos, aber auch so gefährlich sind, daß einem jeden wahren Freunde seiner Mitbürger angst und bange um das ganze Land werden muß.

Findet ihr wohl, in allen diesen Gesetzen und Maßregeln, das geringste, das dem ähnlich wäre, als ob man euch eure Freyheit rauben wolte? Und doch ist es immer das Gekrisch — Eure Freyheit ist in Gefahr? Eure Freyheit ist in Gefahr! — Du guter Gott! gerade das, was der Congreß, aus der drapen edlen Absicht gethan hat, euch eure Freyheit und Unabhängigkeit zu erhalten, gerade das tadelt man heut zu Tage, als das allerabscheulichste und allergefährlichste!

Habt ihr nicht eher die gröste Ursache auf diejenigen einen bösen Verdacht zu werfen, die dieses Gebrüll erregt haben? — Leute die immer Freyheit, Freyheit rufen, sind nicht immer der Freyheit beste Freunde. Ihr Rufen ist oft ein Crocodillen Geheul, das den unvorsichtigen in sein Verderben hinein verleiten kan.

Die Römer, ein altes mächtiges Volk, genossen die edelste Freyheit. Aber sie wurden groß und reich, und denn fehlte es bald nicht an solchen, die Unruhe stiften, und während der Unruhe sich selbst zu bereichern, in hohes Ansehen zu bringen oder wohl gar zur höchsten Oberherrschaft zu erheben suchten. Und was war der erste Schritt, den man zur Erreichung solcher Endzwecke nahm? Ey man schrie Freyheit! Freyheit! gewann dadurch die gemeinen Bürger auf seine Seite, führte sie aus einem Betrug in den andern, und stiftete oft das gröste Unheil im Staat. Endlich gelang es auch während solchen Unruhen, dem großen Julius Cäsar, daß er sich zum eigenmächtigen Herrn über das ganze Volk hinauf schwang. Rom verlor auf einmal seine hochberühmte Freyheit. Das ganze Volk wurde bald zu Sklaven gemacht.

Seht solches - merkt! ich verkündige es euch im voraus — solches werden auch bey euch die Folgen seyn, wenn ihr immer einem jeden traut, der über eure Freyheit, ein solches entsetzliches Lermen erregt.

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt: Ein Ernstlicher Ruf an die Deutschen in Pennsylvanien. Gedruckt bey Johann Albrecht und Comp. in der Prinz-Strasse, Lancaster 1799, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Ernstlicher_Ruf_an_die_Deutschen_in_Pennsylvanien.pdf/11&oldid=- (Version vom 20.8.2021)