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Ernstlicher Ruf an die Deutschen!
Deutsche Brüder,

Ich kan mich nicht länger enthalten, ich muß die Feder ergreifen. — Unsre theuren Voreltern haben immer einen vortreflichen Charakter geführt. Als eine köstliche Erbschaft haben sie uns denselben hinterlassen; und es wäre eine wahrhafte Schande wann wir ihn nicht unversehrt unsern Nachkommen in die Hände lieferten.

Dieser unser guter Name steht aber jezt in der grösten Gefahr. Ueberall sind wir mit Feinden umgeben, ja wohl gar unter uns selbst haben wir solcher niederträchtigen Seelen nur allzuviele, denen es eine rechte Freude wäre, wenn wir alle in Schande und Verachtung geriethen, so sie nur auf den Ruinen aufklimmen, sich in hohes Ansehen und hohe Aemter erheben oder ihre Taschen mit verächtlichem Gewinnst anfüllen könnten.

Und dis ist leider die traurige Ursache warum ich euch anrede. Meine Besorgnisse sind eurenthalben, meine Brüder, auf das höchste gestiegen. Es ist hohe Zeit unter euch Lerm zu geben, daß ihr auf eurer Hut seyn möget, die Ehre des guten Deutschen Namens zu erhalten, und euch als würdige Nachkommen eurer Voreltern zu beweisen.

Es thut mir eurenthalben leid, daß jeder Hasenfuß und Tölpel euch gleichsam bey der Nase herumziehen, eure edle Einfalt für Dummheit auslegen, und euch zu Werkzeugen machen will die allerschändlichsten Lügen auszustreuen, und seine rebellischen gottesverächtliche Absichten zu befördern.

Schon etliche Jahre her scheint es als ob der böse Feind selbst darauf los wäre euch zu verführen; und nun da eine wichtige Wahl herbey komt, so versucht man mehr Kunstgriffe an euch als je zuvor. Ja, heißt es, wenn wir die Deutschen auf unsre Seite kriegen können, so haben wir gewonnen Spiel. So fängt man dann mit seinen listigen Ränken an, und es müste das verständigste Volk auf der Welt seyn, das allen den Fallstricken entgehen könnte die man gegen meine lieben Deutschen Mitbürger auswirft.

Und was sind alle die unverschämten Lügen, und himmelschreyenden Verleumdungen, die man wider die Regierung, die Gesetze und die besten Männer unsers Landes, unter euch ausposaunet, als solche Fallstricke und Kunstgriffe euch ins Verderben zu stürzen? Ich muß nur erstaunen wie so viele unter euch diesen Lügen so einfältiglich Gehör geben können, da sie doch nicht den allergeringsten Schein der Wahrheit an sich haben.

Um euch unzufrieden zu machen, und aufzuwiegeln, wird euch weiß gemacht daß man daran ist, euch eure Freyheit zu rauben! Und wer ist es der sie euch rauben soll? — Ey gerade über die schreyt man am meisten drauf loß, die die besten Jahre ihres Lebens im Kampf für eure Freyheit aufgeopfert haben. Die sollen nun auf einmal in ihren

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unbekannt: Ein Ernstlicher Ruf an die Deutschen in Pennsylvanien. Gedruckt bey Johann Albrecht und Comp. in der Prinz-Strasse, Lancaster 1799, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Ernstlicher_Ruf_an_die_Deutschen_in_Pennsylvanien.pdf/2&oldid=- (Version vom 20.8.2021)