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Nun meint ihr, die Regierung hat kein Geld nöthig, und wenn sie es nöthig hat, so mag der Congreß zusehen wo er es kriegt; ihr wollt es nicht hergeben. Nun heißt es — Ihr sollt keine Accis-Acte machen Ihr sollt keine Stempel-Acte machen — Ihr sollt keinen Haus-Tax legen — Ihr sollt keinen Land-Tax fordern — Ihr sollt so kein Geld samlen — Ihr sollt es so nicht thun. Wo in aller Welt soll denn das Geld herkommen? Soll es der Congreß aus den Fingern saugen?

Kurz, meine Brüder, das Murren über die Stempel-Acte ist ein Murren über ein Wort, und sonst nichts. Denn schade ist es daß solcher Wortstreit schon oft das gröste Unheil angestiftet hat. Euch, die ihr, bey eurem braven Fleisse nicht allemal die zeit dazu nehmet, solche Sachen im Grunde zu untersuchen, euch sucht man allerhand Dinge weiß zu machen, um euch in Unruh zu setzen; und dadurch werdet ihr denn in Faulheit, Verschwendung, Lästerung der Obrigkeit, und allerhand andre Laster hingeführt, und ihr verliehrt dabey den guten Namen den ihr bisher so theuer verdient dabt. Lasset euch daher bitten, meine lieben Deutsche, untersucht erst durchgängig alle Klagen die wider die Regierung erregt werden, ehe ihr euch dahin bringen lasset, mit denen anzustimmen die alles verlästern und verfluchen was euch theuer und werth seyn sollte.


Die Sedition-Law;[WS 1]
Oder: Das Gesetz Aufrührer vorzubeugen.

Wenn ich Einwendungen wider diese Law machen höre, so werd ich wirklich böse. Ihr müst daher verzeihen wenn ich hie und da gezwungen werde ein rauhes Wort herauszustoßen.

Einmal vor allemal — es ist eine infame Lüge, wenn man euch sagt, daß euch durch diese Law, eure Freyheit zu reden, schreiben und drucken eingeschränkt wird. Ich sage es noch einmal es ist eine gottlose, infame Lüge. Und wer die sind, die es euch weiß machen wollen, sie seyn auch wer sie wollen, sie sind Lügner.

Eines theils lächert es mich, daß es Leute giebt die solchen unverständigen Lügnern mit Gedult zuhören können. Sie schreyen ganz erbärmlich wir dürfen nicht reden! und doch reden sie immerfort — Wir dürfen nicht schreiben! und doch schreiben sie immerfort — Der Congreß hat uns das Maul zugepappt! und doch steht ihnen das Maul immer offen. Ja in einem Odem klagen sie daß sie gedultig das gröste Uebel annehmen und schweigen müsten, und in eben dem Odem versuchen sie den Presidenten und den Congreß, schelten dieselben Freyheitsmörder, Verräther oder was ihnen erst aufs Maul kommt; ja brüten Aufruhr, und fordern das Volk auf zu Waffen und Krieg wider ihre eigene gewählte Obrigkeit. Und doch kan es dumme Leute geben, die solche Schurken weder für Narren noch für Schelmen halten, Leute die jedem Worte das sie reden und schreiben auf das einfältigste glauben. Mir deucht ein jeder vernünftige Mann müste eher, entweder sie für toll und mondsüchtig ansehen, oder ihre so dumme als gottlose Ränke herzlich verachten.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. vgl. die 1798 von J. Adams eingeführten Alien and Sedition Acts
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt: Ein Ernstlicher Ruf an die Deutschen in Pennsylvanien. Gedruckt bey Johann Albrecht und Comp. in der Prinz-Strasse, Lancaster 1799, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Ernstlicher_Ruf_an_die_Deutschen_in_Pennsylvanien.pdf/6&oldid=- (Version vom 20.8.2021)