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verdient eben den Dank, den ein Hausvater verdient, der seine Knechte bewafnet reissende Wölfe von den Fluhren zu verjagen. Das müssen sicher tigerartige Herzen seyn, die eine solche Vorsicht verlästern. Mir deucht, dis einzige solle euch die Augen öfnen, wessen ihr euch zu den Lästerern der Regierung zu versehen habt.

Nothwendiger weise muste jemanden dis Recht Spionen zu vertreiben, anvertrauet werden. Und wer war am ersten dazu tüchtig, als der, den das Volk selbst zur Verwaltung seiner Regierung erwählt hatte? Auf der Court konte unmöglich mit einem etwas gethan werden, auf den man nur einen sehr starken Verdacht hatte, die Judges konten also verdächtige Leute unmöglich vertreiben. Wer solte es denn thun? Der Congreß gab die Gewalt darzu, dem Presidenten über.

Und nun: wo ist das entsetzliche Uebel dieses Gesetzes? Was haben Fremdlinge und besonders solche, denen keine Regierung gefallen will, und die auf nichts als Aufruhr und Verwirrung bedacht sind, was haben die mit eurer Regierung zu thun? Wo ist etwas in der Constitution, das dem Congreß verbietet, ein solches Gesetz wie dieses zu machen. Was diejenigen, die einen solchen schrecklichen Lerm über dis Gesetz erregt haben was die damit wollen, das weiß ich nicht, es sey denn daß sie es wünschen mögten, daß die Franzosen, uns alle vollends verschlingen, oder ins Verderben stürzen solten.


Haustax. Flotte. Armee.

Ich gestehe, meine theuren Mitbürger, der Haus-Tax, die Flotte, und die Armee, sind drey Dinge, die mir gar nicht gefielen wenn sie nicht unumgänglich nothwendig wären. Ich wünsche von Herzen, daß wir ohne sie thun könten. Ich glaube, mit Ueberzeugung, der Congreß hat auch so gewünscht. Aber wem haben wir die Nothwendigkeit zu verdanken, daß der Congreß solche unangenehme Maßregeln ergreifen mußte? Dem Presidenten nicht, und auch dem Congreß nicht, sondern, unsern sonst sogenannten Freunden, den Franzosen.

Es ist nur seit kurzem daß wir eine Armee nöthig hatten. Es wäre uns aber schon lange gut gewesen wenn wir eine Flotte, oder zum wenigsten etliche wenige Kriegsschiffe gehabt hätten, unsre Commerzien zu vertheidigen.

Unsre Flagge hat man auf das schändlichste gemißhandelt, unsre Schiffe uns genommen, unsre Seeleute gefangen weggeführt, eingekerkert und verhungert; unsre Kaufleute verarmten und unsre Staats Einkünfte wären uns dadurch beynahe gänzlich vernichtet worden — und alles das geschahe, weil wir keine Gelegenheit hatten uns selbst zu vertheitigen. Hätten wir eine Flotte oder Seemacht gehabt so wär es nicht geschehen. Denn warum handeln die Franzosen mit Dänemark und Schweden vorsichtiger als mit uns?

Der Stempel-Tax war der erste Erfolg des Raubens und Plünderns der Franzosen. Denn die gewöhnlichen Einkünfte durch Duties, und dergleichen, nahmen so merklich ab, daß der Congreß sich gezwungen fand, andre Wege und Mittel zu erdenken, den Mangel zu ersetzen.

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unbekannt: Ein Ernstlicher Ruf an die Deutschen in Pennsylvanien. Gedruckt bey Johann Albrecht und Comp. in der Prinz-Strasse, Lancaster 1799, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Ernstlicher_Ruf_an_die_Deutschen_in_Pennsylvanien.pdf/9&oldid=- (Version vom 20.8.2021)