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Eine Heimkehr aus der weiten Welt.
Skizze von Fr. Gerstäcker.

Was auch Andere dagegen sagen mögen; es ist schon der Mühe werth eine größere Reise zu unternehmen, nur um wieder zu kommen.

Manche Freude, manches Glück blüht uns „armen Sterblichen“ hier auf dieser schönen Welt, keine aber so voll und reich und herrlich, als die Freude des Wiedersehens nach langer Trennung – keine so rein und selig, als die Rückkehr in das Vaterland. Soll ich dir deshalb, lieber Leser, erzählen wie mir zu Muthe war, als ich nach einer Abwesenheit von 39 Monden von Weib und Kind, zurück in die Heimath kehrte? – Ich will’s versuchen.

Ich kam damals – im Juni 52 – nach einer ununterbrochenen Seereise von 129 Tagen direct von Batavia. Siebzehn von den 129 hatten wir uns allein bei faulem Wetter in Canal und Nordsee herumgetrieben – 17 Tage auf einer Strecke, die wir recht gut hätten in dreien zurücklegen können. Und so dicht dabei an der heimischen Küste; es war eine verzweifelte Zeit; doch sie ging auch vorbei, und endlich, endlich rasselte der Anker in die Tiefe.

Das ist ein wunderbar ergreifender Ton, den man nicht allein hört, sondern auch fühlt, denn das ganze Schiff rasselt und zittert mit, und wie die Eisenschaufel nur den Boden berührt und mit einem Ruck festhakt, fühlt man sich auch daheim.

Ich war daheim! ob Bremen, ob Sachsen, ob Oestreich, solchen Unterschied kennt man nur innerhalb der verschiedenen Grenzpfähle; für uns Deutsche da draußen ist Alles nur Ein Deutschland, Ein Vaterland, und wie die Matrosen nach oben liefen, die Segel festzumachen, und die Kette indessen, soweit das anging, eingezogen und um die Winde geschlagen wurde, hing mein Blick an dem grünen Ufer des Weserstrandes, an dem Mastenwald des nicht fernen Bremerhafens, und konnte sich nicht losreißen von dem lieben, lieben Bild.

Aber nicht lange sollte mir Zeit zum Schauen bleiben. Der Lootse hatte uns schon gesagt, daß wir wahrscheinlich noch zeitig genug nach Bremerhafen kämen, um das Nachmittags-Dampfboot nach Bremen zu benutzen. Alle unsere Sachen waren gepackt. Jetzt dampfte das Boot aus dem Hafen heraus und legte bei – jetzt kam ein kleines Boot vom Ufer ab, uns hinüber zu

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Friedrich Gerstäcker: Eine Heimkehr aus der weiten Welt. Ernst Keil, Leipzig 1860, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Heimkehr_aus_der_weiten_Welt-Gerstaecker-1860.djvu/1&oldid=- (Version vom 31.7.2018)