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Dorthin wurde nun gesteuert, und in der That gewahrte man, als man in die Nähe des Landes kam, den freigewordenen Gang. Was man aber dann erblickte, veranlaßte eine sofortige, ernste Unterredung zwischen den Offizieren, worauf der Kapitän in die Kajüte ging und die Passagiere mit ernsten Worten bat, sich an Deck zu begeben, da es sich um Leben und Tod handle.

„Was, wir gehen doch nicht unter?“ erklang es jetzt erschrocken von allen Seiten, und alle Gesichter, bis auf wenige, verfärbten sich.

„Aber der Stich gehört wenigstens noch mir!“ schrie trotzdem der Heldentenor.

Der Kapitän beruhigte sie und versicherte, so schlimm sei es noch nicht, er müsse jetzt nur einen Vorschlag machen, dazu sollten sich die Herrschaften an Deck begeben.

Alle folgten seiner Aufforderung, und der Anblick, der sich ihnen nun bot, war geradezu ein fürchterlicher, wenigstens für einem Seemann. Für die Augen der Künstler allerdings war er nur ein imposanter, und Rufe des Staunens wurden überall laut.

Zwei treibende Eisbänke, die durch Wind und Flut in zwei entgegengesetzte Richtungen getrieben worden waren, hatten sich einander genähert und alle Eisberge, die sie unterwegs getroffen hatten, eingeklemmt und vor sich hergeschoben, sodaß letztere nur einen Engpaß von großartiger und furchtbarer Erhabenheit bildeten, der aus Domen, Kirchen, Palästen und den wunderbarsten Formationen bestand, die oft nur so weit voneinander entfernt waren, daß der Dampfer kaum noch durchzukommen schien.

„Wie herrlich! Wie großartig! Wie reizend! Nee, is das aber hübsch!“ so klang es durcheinander.

„Hier müssen wir aber durch!“

„Na los denn, rutschen Sie durch! Und da haben Sie uns erst solche Angst gemacht?“

Richard erklärte ihnen nun, um was es sich handle.

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)