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gewesen. Vielleicht, daß er sich noch besann und vor den vielen Menschen die Flucht ergriff.

Aber es sah gar nicht aus, als ob er sich fürchte. Vielmehr erwartete er nur einen Angriff und forderte ihn heraus.

Da trat der rettende Engel in Gestalt des Komikers auf.

Wer weiß, was für ein Gedanke durch den Kopf desselben beim Anblicke des Eisbären gezuckt war; ein Witz war die That, die er jetzt ausführte, sicher nicht, eher eine ganz mechanische Handlung, oder vielleicht glaubte er auch in dem Augenblicke, er befände sich auf der Bühne in einer Polarscenerie, und der Eisbär sei nur ein maskierter Statist.

Den Spazierknüppel wie ein Gewehr in Anschlag bringend, schritt er plötzlich auf den Eisbär zu und rief:

„Geh’ weg, oder ich schieße!“

Und richtig! Was der Eisbär dachte, ist allerdings noch nicht aufgeklärt worden – kurzum, er warf sich auf den Hinterbeinen herum und suchte schleunigst das Weite.

Aber das war noch nicht alles. Gleichzeitig drehte sich auch der kleine, dicke Mann zu seinen Gefährten um, stützte sich auf den Spazierstock, kreuzte die Beine, stemmte den anderen Arm in die Hüfte und machte ein unbeschreiblich dummstolzes Gesicht, das ungefähr ausdrückte. ‚Na, wer hat es denn gesagt? Bin ich nicht ein großer Held?‘

Jetzt war der Bann gebrochen, ein brüllendes Gelächter brach los, bis man endlich Worte fand.

„Schießt ihn! Steinigt ihn! Fangt ihn lebendig! Lauf’ ihm nach, Anton, streu’ ihm Salz auf den Schwanz!“ rief das lustige Völkchen wirr durcheinander.

Dann wurde nach den Gewehren gerufen; einige begnügten sich vorläufig damit, Schneebälle nach dem noch einmal auftauchenden Bären zu werfen.

„Ach, laßt doch das arme Tierchen laufen,“ sagte endlich der Komiker mit wegwerfender Handbewegung, „der Mann hat Frau und Kinder zu Hause.“

Man gab nun die geplante Jagd auf und brachte dafür

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Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)