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So war es in der That. Es zeigte sich ein eisfreies Meer, auf dem der Dampfer langsam an der Küste entlang fuhr. Die Aufmerksamkeit der Passagiere wurde jedoch von ihm wieder abgelenkt, denn jetzt rief Richard, auf eine Reihe von Schneehaufen aufmerksam machend, die sich in der Nähe der Küste erhoben:

„Die müssen wir erst noch besuchen,“ hieß es nun allgemein. Verschwunden war mit einem Male alle Müdigkeit, der Humor kehrte mit voller Kraft wieder, und man ordnete sich, während es soeben zu schneien begann, der Komiker mit dem Taktstocke voran, abermals zum Zuge.

„Ein Lied,“ kommandierte der Komiker, „ein Marschlied, das die Beine in Bewegung bringt und zu der Situation paßt. Eins – zwei …“

Da erscholl es im Chor unter dem Schnee ausstreuenden Himmel der Eiswüste:

„Der Mai ist gekommen,
Die Bäume schlagen aus,
Da bleibe, wer Lust hat,
Mit Sorgen zu Haus.“

Wahrlich, die sich vor den Schneehütten ansammelnden Eskimos hatten wohl noch keinen so vollendeten Gesang zu hören bekommen, wenngleich sie auch deshalb Maul und Nase nicht aufsperrten.

„Halt! Stillgestanden! Richt’t Euch!“ kommandierte endlich wiederum der Komiker, indem er seinen Knüppel präsentierte und auf den nächsten Eskimo zutrat, der allerdings, was man an seiner Kleidung nicht zu erkennen vermochte, eine Frau war. Doch die Eskimos waren schon mit Menschen in Berührung gekommen und zeigten nichts weiter als Staunen, was in der That bei solchen seltsamen Gästen ganz gerechtfertigt war.

„Wie heißt diese Stadt?“ fragte der Komiker, nach den Schneehütten deutend.

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)