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sie wurde ja von allen Walfischfängern ausgeführt. Der verantwortliche Kapitän wollte sich nur entlasten, deshalb wurden jetzt auch die anderen Mitglieder um ihre Ansicht befragt.

„Meinetwegen,“ brummte der Baß, dann setzte er hinzu: „Steward, ein Glas Punsch, aber mit möglichst wenig Wasser!“

„Ich melde zwanzig mit Schippenkönig,“ sagte der Heldentenor, als er abstimmen sollte, „jawohl, fahren wir um das Nordkap herum.“

„Pardon, das Nordkap haben wir bereits seit drei Tagen hinter uns, es handelt sich um Spitzbergen.“

„Och jut, rutschen Sie mal um dat Dings rum. Ick steche.“

Alle waren damit einverstanden, und so kam der Dampfer bald an die Nordküste.

„Mein liebster, bester Kapitän,“ schmachtete jetzt die Primadonna, „nun bloß noch nach dem Nordpol, dann ist das Ziel meines Lebens erreicht.“

Kapitän Richard mochte einwenden, was er wollte – die Primadonna wünschte den Nordpol zu sehen und drohte mit Dolch, Blei, Gift und Küssen.

„Awer, Baulinchen, was willste denn nur uff’m Nordbol? Der is ja noch gar nicht entdeckt!“ jammerte der Bräutigam.

„So werde ich ihn entdecken!“

Es konnte allerdings der Versuch, den Wunsch der Primadonna zu erfüllen, gewagt werden, man durfte wohl etwas weiter vordringen, denn das Wasser war noch frei, aber ein Wagnis blieb es doch, denn man hatte bereits den 80. Breitengrad überschritten, und ein umspringender Wind konnte das Schiff im Treibeise einschließen.

Wieder mußten die Passagiere abstimmen.

„Meinetwegen,“ brummte der Baß. „Steward, ein Glas Punsch, aber ganz ohne Wasser.“

„Ich decke“, sagte der Heldentenor, „fahren Sie mal weiter auf’n Nordpol zu, aber een bißken fix, daß det Dings endlich jefunden wird. Schwarz – zählt viere.“

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)