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Gardelieutenant vollends schwindelig gemacht wurde, erregten allgemeine Heiterkeit, trugen aber auch wesentlich zur Erkenntnis der allgemeinen Brauchbarkeit einer über Dialectbildung erhabenen Weltsprache bei.

Ich will schweigen von dem Beifalle, den die aufmerksame Zuhörerschaft dem Vortrage gespendet, um nicht der Gefahr mich auszusetzen, daß der „fromme Dichter gerochen“ werde.

Den Beifall beziehe ich auf die Sache, auf mein liebes Volapük, und darum bin ich darüber von Herzen erfreut. Ich erblicke darin den Beginn einer Saat, für deren Gedeihen und Wachsen die lieben Volapükisten in Staßfurt in ihrem rühmlichst bekannten Eifer sorgen werden! Jenosöd! So geschehe es!

Von dem vorhergegangenen Abende, an welchem die Prüfung der Volapükjugend stattgefunden, habe ich etwas weniges nachzutragen.

Die Jugend sang vor der Prüfung die Volapük-Hymne, und nach derselben das preußische Nationallied in Volapük. Am 18. Juli hatte der Verein in Staßfurt aus Auslaß der Geburtstagsfeier des Erfinders, Msgr. Schleyer, eine großartige Festversammlung mit Vorträgen, Declamationen, Preisschreiben der Schüler u. s. w. abgehalten unter regster Theilnahme des Publikums. Volapük ist demnach im sächsischen Salzgebiete in den besten Händen.

Als ich am zweiten Tage nach dem Vortrage Vormittags mit dem Vereinsobmanne in der Umgebung einen Spaziergang machte und dabei u. A. auch Gänsefurth besuchte, traf ich eine Anzahl Herren von welchen mehrere dem Vortrage beigewohnt hatten. Sie besprachen eben die Gründung eines Vereines in ihrer Mitte und erzählten den übrigen von dem Vortrage. Ich trat eben ein, als ich die Worte hörte: „Rama duri, rama dama! rama dan’s!“

Also die Sache hatte gewirkt. Der Park in Gänsefurth ist übrigens eine wohlthuende Oase in der Ebene des Salzlandes, und das alte Schloß eine Reminiscenz aus der Zeit, da noch die Raubritter die Ebene durchstreiften. Jetzt würden diese edlen Ritter vom Griffe sich inmitten der zahllosen Fragezeichen der socialen Frage, d. h. der Schlote und Schornsteine der Fabriken und Schachten, welche in und um Staßfurt-Leopoldshall-Hecklingen zum Himmel emporragen und ihre Rauchwolken in die Lüfte jagen, wohl schwerlich zurecht finden und vielleicht im ungestümen Trotze den Speer gegen eine dahersausende Locomotive einlegen. Die „Rauberei“ aber haben jetzt moderne – Ritter übernommen.

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Cz: Eine Volapüktour. Gebrüder Schencker, Staßfurt 1898, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Volap%C3%BCktour.djvu/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)