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eine Karte vorfand, die ein Volapükfreund in Dresden dort für mich hinterlegt hatte.

„Herr „Osukal“!“ so redete mich der Zimmerganymed an, „werden bereits erwartet.“

„Li-volapükol?“ fragte ich den Zimmerschlüssel-Gewaltigen.

„Wie beliebt?“ entgegnete er höflich. „Ich verstehe nicht ungarisch.“

„Ah so!“ dachte ich, als ich sah, daß er meine Frage: „Sprechen Sie Volapük?“ mit einem energischen „Teremtete!“ verwechselt hatte.

„Ich fragte nur, ob Sie Volapük sprechen, da Sie mich per „osukal“ ansprachen!“

„Ach, Herrjeses! Das habe ich fürwahr auf der Karte hier gelesen und gemeent, Se müßten’s sein! Es ware werklich merschenthels nich so bese gemeent!“

Ja, da stand richtig: „Söle osukal“! Dem Herrn Zukunftsnachfolger (nämlich Schleyers), und der gute Jüngeling hatte nur sehr zuvorkommend sein wollen. Er hatte hinter dem „osukal“ jedenfalls einen „geheemen Oberpostillon“ oder so etwas gewittert, als er mir das Billet überreichte, welches jener Freund für mich hinterlassen hatte und welches zu einer Zusammenkunft von Volapükisten noch an diesem Abende einlud.

Bald saßen wir zusammen und hatten uns schnellstens in unsere wichtigen, angeblich die Nationalsprachen aus den Angeln hebenden Fragen vertieft, beinahe so tief, als der Fahrstuhl in dem Leopoldshaller Schacht „abteuft“.

Wir kannten uns zum Theile schon vom vorigen Jahre; die bisher nicht persönlich, aber doch durch Schrift und Druck mitsamen Bekannten lernten sich baldigst „mündlich“ kennen. Volapük kann eben zaubern; Schleyer hat dies jedenfalls einem der Professoren der höheren Magie abgeguckt; denn ich bemerkte noch jedesmal, daß Volapükisten, sie mochten sich bisher so fremd gewesen sein wie Esau dem Confucius, doch in wenig Augenblicken so freundschaftlich beisamen sitzen, als seien sie vom selben „Appelboom“ gefallen.

Am anderen Tage, den ich zu Besichtigungen, Besuchen u. a. bei „Winnetons Silberbüchse“ verwendete, trafen wir uns abends gelegentlich eines Monstre-Wohlthätigkeitsconcertes, welches zu Gunsten der von den letzten Hochwasserschäden Betroffenen im Königreiche Sachsen im sogenannten „Palaisgarten“ neben dem japanischen Palais in der Neustadt veranstaltet worden war. Der König hatte zu diesem Zwecke die Benützung dieses zwar sonst auch dem Publicum geöffneten, jedoch seit Menschengedenken noch

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Cz: Eine Volapüktour. Gebrüder Schencker, Staßfurt 1898, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Volap%C3%BCktour.djvu/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)