Seite:Elegien (Goethe).djvu/20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

Eilfte Elegie.

Euch, o Grazien! legt ein Dichter die wenigen Blätter
     Auf den reinen Altar, Knospen der Rose dazu.
Und er thut es getrost. Dahin bestrebt sich der Künstler
     Daß die Werkstatt um ihn immer ein Pantheon sey.

5
Jupiter senket die göttliche Stirne und Juno erhebt sie,

     Phöbus schreitet hervor, schüttelt das lockige Haupt,
Trocken schauet Minerva herab und Hermes der leichte
     Wendet zur Seite den Blick, schalkhaft und zärtlich zugleich.
Aber nach Bacchus dem weichen, dem holden erhebet Cythere

10
     Augen voll süßer Begier, selbst in dem Marmor noch feucht.

Sie gedenket seiner Umarmung und scheinet zu fragen:
     Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht stehn?

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)