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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

Nun verrätherisch hält er sein Wort, giebt Stoff zu Gesängen,
     Ach und raubt mir die Zeit, Kraft und Besinnung zugleich,
Blicke, Händedruck, und Küsse, gemüthliche Worte,

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     Sylben köstlichen Sinns wechselt ein liebendes Paar.

Da wird ein Lispeln Geschwätze, da wird ein Stottern zur Rede,
     Solch ein Hymnus verhallt ohne prosodisches Maas.
Dich Aurora wie kannt ich dich sonst als Freundinn der Musen!
     Hat Aurora dich auch Amor der lose verführt?

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Du erscheinst mir nun als seine Freundinn und weckest

     Mich an seinem Altar, wieder zum festlichen Tag.
Find ich die Fülle der Locken an meinem Busen! das Köpfchen
     Ruhet und drucket den Arm, der sich dem Halse bequemt.
Welch ein freudig Erwachen! Erhieltet ihr ruhige Stunden

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     Mir das Denkmal der Lust, die in den Schlaf uns gewiegt! –
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)