dieß auch die eigene Ehre eines jedesmahligen Armenvorstehers. Denn, wenn nicht auf diese Art verfahren wird, so wüßte ich nicht, wie er dem Argwohn und allen entehrenden Muthmaßungen anderer Leute, wäre er auch der allerehrlichste und gewissenhafteste Mann, entgehen wollte. Wie geneigt aber ein grosser Theil von einem so gemischten Haufen von Contribuenten hiezu sey, zumahl wenn sie nicht hinlänglich vom Ganzen des Geschäffts unterrichtet und Augenzeugen sind, das ist eine bekannte Sache. Überdieß kann man auch gar nicht verlangen, daß das Publicum irgend einem Rechnungsführer im Staate bloß schon auf sein ehrliches Gesicht und Wort trauen soll, am allerwenigsten, wenn es eine solche wichtige Angelegenheit, und eine solche Summe betrifft. Mein unmaaßgeblicher Rath wäre daher dieser, daß man es auch in diesem Betracht so machte, wie es im Hannöverischen gewöhnlich ist; daß nämlich der jedesmahlige regierende Herr Burgermeister jedem Handwerkspurschen, oder andern Fremden, einen gedruckten und von ihm selbst unterschriebenen Zettel ertheilte, welcher den Namen des Bittenden, so wie Tag und Jahr, nebst der Anzeige des Quantums, das dieser empfangen
Anonym: Erinnerungen und Vorschläge zur Verbesserung und Bereicherung der Coburgischen und vielleicht auch mancher andern Armencasse in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erinnerungen_und_Vorschl%C3%A4ge_zur_Verbesserung_und_Bereicherung_der_Coburgischen_und_vielleicht_auch_mancher_andern_Armencasse.pdf/28&oldid=- (Version vom 13.9.2022)
